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Mittwoch, 8. Mai 2013

Valeska Gert - Bewegte Fragmente


Ernst Mitzka - Valeska Gert, Der Tod. Video, Berlin 1969

Hier eine Textprobe aus der soeben erschienenen Edition:

Valeska Gert - Bewegte Fragmente. Eine Quellenedition

"Frage: Da so großes Interesse an Ihrer Arbeit besteht und der Publikumsgeschmack sich seit den 50er Jahren sehr verändert hat, haben Sie da nicht wieder Lust, Kabarett oder Tanztheater zu machen?

Valeska Gert: Kabarett und Theater, das ist doch total veraltet und überholt! Film und Fernsehen sind die Medien der heutigen Zeit! Darauf werde ich mich konzentrieren. Ich möchte gern mit lebensgroßem Fernsehen und drei-dimensionalem Film arbeiten. Mit der Reproduktion des Naturgetreuen!

Frage: Es gibt doch auch moderne Theaterformen.

Valeska Gert: Sie meinen diese Spielereien, wo die ganze Technik und das Publikum selbst herhalten muss, damit es einigermaßen interessant wird. Das ist doch nur ganz billige Effekthascherei! Spielerei! Worauf es meiner Meinung nach in der darstellenden Kunst ankommt, ist die Magie, die vom Darsteller ausgeht, das kann keine Technik ersetzen. Technik soll die Magie verbreiten, soll ihr Medium sein, in ihren Dienst gestellt und nicht selbst der Effekt sein! Magie ist alles! Der Künstler, der sie nicht besitzt, dem nutzt auch der ganze andere Firlefanz nichts!" 

(Aus einem Interview im Jahre 1977)


Deutsch-Englische Ausgabe mit historischen wieder-  und neuen erstveröffentlichten Texten, Essays, Dokumenten über die performative Kunst von Valeska Gert (1892 –1978) sowie einem unveröffentlichtem Interview mit der Künstlerin aus dem Jahr 1977. Zudem das  Manuskript ihres verschollenen Radiobeitrags „Über den Tanz“ von 1932, einem unveröffentlichtem Brief von Valeska Gert an die Verlegerin Elisabeth Pablé von 1969, Fotos von Ruth Berlau und Herbert Tobias. 

Herausgegeben von Wolfgang Müller und An Paenhuysen.
Beiträge von Valeska Gert, Susanne Foellmer, Georg Kreisler, Wolfgang Müller und An Paenhuysen.

Der Edition liegt eine DVD mit einem Video von Ernst Mitzka aus dem Jahre 1969 bei: Valeska Gert performt „Das Baby“ und „Der Tod“. Zudem die DVD „Bewegte Fragmente“, die für die Valeska Gert-Ausstellung im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart 2010/2011 konzipiert und ebendort gezeigt wurde. Sie enthält Sequenzen mit Valeska Gert aus Filmen von Volker Schlöndorff, Georg Wilhelm Pabst sowie einem TV-Interview mit der Künstlerin aus dem Jahre 1975.

Übersetzung ins Englische: Ana Isabel Keilson. Inliegend die Originalarbeit „Lesezeichen/Pause“ von Wolfgang Müller, signiert und nummeriert.


Präsentation der Edition am Freitag, den 10. Mai 2013 in der Galerie Maifoto, Dresdener Straße 18, 10999 Berlin ab 19 Uhr. Mit An Paenhuysen, Hartmut Andryczuk, Ernst Mitzka, Wolfgang Müller u.a.

Ausstellung: Ernst Mitzka, Valeska Gert: Der Tod and/und Das Baby. Film Stills and/und Video, 11.-17. Mai 2013.

Galerie Maifoto:
http://www.maifoto.de/startseite/gallerie/

Valeska Gert im Hybriden-Verlag
http://www.hybriden-verlag.de/hybriden/seiten/Aktuelles.html

An Paenhuysen
http://www.anpaenhuysen.com

Wolfgang Müller
http://www.wolfgangmueller.net

Valeska Gert
http://de.wikipedia.org/wiki/Valeska_Gert

Aktualisierung: Valeska Gert - Über den Tanz / Artikel in der "Jungen Welt"
http://www.jungewelt.de/2013/05-10/013.php



Samstag, 20. April 2013

MYNONA: Kaffee



Nun überlegte sich der goldbraune Messias nicht mehr lange, an wen er sich zu wenden habe, sondern ging stracks und fast so gut wie stehenden Fußes zu Frau Neugedachter, einer vieleckigen und mannigfach erfahrenen Perlendreherin, verstehen Sie? Über Promenaden läßt sich streiten; sie führen zu nichts, und nachher entsteht Zank. Es handelte sich offenbar um Kaffee, der bekanntlich mittlerweile sehr knapp geworden war. Elsie Neugedachter, blaues Perlengehänge (selbst gedreht!) am Ohr, zerkaute eine Mokkakaffeebohne unermüdlich zwischen ihren Mausezähnen, und der Messias – ach, ach, ach! – atmete lang (wie der Taucher in Schillers Ballade) und atmete tief den aromatischen Hauch ein, der kräftig von ihren Lippen strömte, während sie ihm erklärte: „Und wenn Sie tausendundeinmal der Messias und womöglich gar Exzellenz wären – schaun Sie mich an, lieber Mensch, für mich bleiben Sie ...“ „Na,“ unterbrach er sie sehnlich, kaffeedurstig, „na, was bleib’ ich denn?“ – „Ein Mann,“ schrie sie herzzerreißend auf, „ein Mann!“ Der Messias mochte ihr nicht gern unrecht geben; er war noch nicht lange Messias (erst auf dem letzten Kostümball hatten sie ihn dazu ernannt, weil er rote Wangen zeigte, trotzdem in seinen Augen das Mitgefühl mit der Hautevolee tränte, und seine Beine einen schmachtenden Gang nahmen).

Aus Frau Neugedachter (sie dreht ihre Perlen wirklich selbst; confer den Linsenschleifer Spinoza; auch jeder Hohenzoller lernt außer Mund- ein Handwerk) wurde der Messias nicht schlau. Daß er ein Mann war, stimmte; Beß Brenk behauptete sogar, er habe das mal geträumt. Aber was folgte daraus? Darüber dachte der Messias mit gefurchter Stirn (Sie wissen: so wie Eucken, wenn er über Montaigne redet, und zwar von oben herab) langsam nach – sie meint doch nicht etwa ...?

Und gerade das meinte sie. Aber man soll ihr auch nicht unrecht tun: ihr lag verzweifelt wenig an irgendwelchem intim leiblichen Zusammenhange mit dem goldbraunen männlichen Geschöpf. Sie hatte nur mal irgendwo, wahrscheinlich von Friedrich Wolfgang von Goethe-Schiller, dem bekannten deutschen Doppelmenschen vor dem Weimarer Theater-Reichstag, gehört, ein guter Mann werde durch ein Wort der Frauen weit geführt. Sie getraute sich, den unheimlichen Kaffeedurst des guten Jungen zu benutzen, um ihn noch weiterzuführen, die Schelmin. Sie hauchte ihm die würzigsten Duftwellen zu; da hing er an ihrem Munde, der die Form eines verrenkten Hufeisens, mit der Öffnung nach unten, hatte. Und sie schlenkerten beide ihrer Wohnung zu. – „Ich habe welchen (sie meinte Kaffee) aus dem aufgelösten Haushalt der alten Kaiserin, wissen Sie, wie braune, längliche Perlen, von direkt berauschendem Odeur.“ – Die Zunge klebte ihm am Gaumen, er hörte nicht mehr, er roch und schmeckte mit dem Gehör. Nun kennen Sie oder sollten Sie, seit Fließ besonders, den Zusammenhang zwischen Nase und Sexus kennen, ja, ja.

Die Witwe Neugedachter öffnete eine japanische Lackbüchse und schüttete sich aus ihr in die (zu chiromantischen Zwecken ganz besonders geeignete) perlmuttern irisierende Handfläche eine kleine Myriade Mokkabohnen; sie nahm noch eine in ihren schicken Mund und kaute und kaute, während sie keines ihrer schielenden Augen von ihm ließ. Der Messias warf sich ihr zu Füßen, verstehen Sie, wälzte sich, epileptisch beinahe, auf dem prächtig geknüpften echten Gebetteppich und bettelte winselnd um eine einzige Bohne. – Sie stieg zu ihm nieder, girlandierte ihn mit ihren seidenen Armen (von der Dicke eines mäßig großen Elephantenschenkels) und schmollte mit ihren, wie gesagt, reizend schiefen Lippen: „Unter keiner Bedingung als ...“

„Als ...?“ Er zitterte es lechzend hervor. Sie aber antwortete nicht, sondern ging stumm an das Geschäft des Kaffeemahlens; sie mahlte ihn in einer türkischen Kaffeemühle. Der Messias, dem die Grausame das schwarzbraune Mehl zur Nase führte, verkrampfte sich vor Trinkgelüst, und seine Zunge vollführte schlürfende Bewegungen: „Elsie, liebe Elsie! Sie bringen mich um! Nennen Sie rasch die einzige Bedingung.“ – Da hatte sie ihn – denn jetzt verstand er und hielt sie umschlungen. So weit also konnte ein Mann geführt werden, dachte sie (als sie zu denken kaum mehr fähig war) und wollte der Situation ein Ende mit zwei Kaffeeschälchen machen. Allein der Messias glaubte, die Perlendreherin ernst nehmen zu sollen, und ließ nicht eher nach, als bis das Unheil erfüllte war. Der Gebetteppich arg ramponiert. Natürlich trank man dann sowieso Kaffee – aber mit welchen Gefühlen!!!

Trotzdem ist auch das hier primum Kaffee, deinde sexus. Die sexuale Osphresiologie ändert daran nichts. Zum sogenannten Akte war es nur zufällig gekommen: Weder der Perlendreherin noch dem Messias lag sonderlich viel daran. Überhaupt (das ist das öffentliche Geheimnis) macht sich niemand was daraus. Es gibt aber allenthalben eine Art Kaffee, also ein stark gewürztes Interesse, das in seinen Konsequenzen, auch bei edlen Wesen, wenn sie ihrer selbst vergessen, zum amourösen Renkontre führen kann, d. h. also eigentlich in mechanische Tiefen, wo der weiseste Mensch sich in einen Reflexapparat verschandelt; und wo selbst echte Messiasse sich vor sich selber in acht nehmen sollen... 

(1921)

Montag, 15. April 2013

Insomnia 3.0

Die wahre Hybriden-Mischung

Der Daten-Messie hat für die Kaffeerösterei Gerhard Ridder in Berlin das Etikett für einen Espresso entworfen. Wir wollten der hausinternen Marke "Skulls & Bones", die wohl sehr kräftig ist, interne Konkurrenz bieten. So kamen wir auf den Namen "Insomnia 3.0", den Nerd-Kaffee, der demnächst auch über den Hybriden-Verlag vertrieben werden kann. 

"Insomnia 3.0" ist bester Arabica und erstklassiger Robusta in Trommelröstverfahren sorgfältig veredelt. 

Der Daten-Messie ist schon seit Jahren Kunde dieser Kaffeerösterei in der Schmiljanstraße in Berlin-Friedenau. Jenseits allem Latte macchiato-Schnickschnack und der Laktose-Hysterie von "Starbucks" oder der albernen "Balzac"-Kette gibt es hier eine hervorragende Auswahl an tollen Kaffeemischungen zu sehr fairen Preisen. 

Obwohl dort auch ein kleiner Cafébetrieb ist, sieht man keine Laptop- oder Tabletbatterien. Die Gäste haben meist selbst ein Büro. Die Kaffeerösterei ist eher eine kleine Manufaktur an einer sehr befahrenen Hauptstraße. 

"Unser Kaffeeangebot erstreckt sich von Mittel- und Südamerika über Afrika bis nach Asien, vier Sorten Espresso, Reinsorten aus Guatemala, Indien, Brasilien, Kolumbien, Papua-Neuginea, Äthiopien und Panama, entkoffeinierter Brazil Santos und fair gehandelter Kaffee aus Sumatra, UTZ-Certified.
Etwas mehr als Kaffee gibt es dann aber doch noch: Schokolade von Schokomonk, Dolfin und Amatller und ein paar andere Leckereien.
Ridders Kafferösterei bietet auch Röstvorführungen für kleine Gruppen nach Absprache (auch für Kinder sehr spannend)."

http://www.ridders-roesterei.de

Sonntag, 7. April 2013

Die wahre Aktentaschengeschichte


1 Nummer aus Bali

Am Abend des 16. März, einem Samstag, habe ich nach einer anstrengenden Rückreise aus Bali bei der Ankunft mit der S-Bahn in Herrsching gegen 21.20 Uhr meine Computertasche in der Gepäckablage über dem Sitz vergessen. Ich bemerkte den Verlust noch am Bahnhof und bin unverzüglich, nicht länger als drei Minuten nachdem ich die S-Bahn verlassen hatte, in die noch stehende S-Bahn zurückgerannt, doch die Computertasche war verschwunden. Zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter, die uns von einer Indonesienreise abholte, suchte ich noch bis kurz vor der Abfahrt der S-Bahn die Abteile ergebnislos durch.
In der Tasche befanden sich alle persönlichen Papiere, der Hausschlüssel, Bargeld, ein indonesisches Handy, und vor allem eine Reihe Notizbücher mit meinen handschriftlichen Aufzeichnungen und etwa 400 Archivkopien des Philosophen Salomo Friedlaender usw. usf. Einen PC hatte ich nicht dabei.
Noch bis Mitternacht bei der Polizei in Herrsching Protokoll aufgenommen. Schlaflose Nacht. Am Sonntagmorgen als erstes die Bankkarten sperren lassen. Dann haben meine Frau und ich alle Mülleimer und Müllcontainer an den S-Bahnhöfen zwischen Herrsching und Wessling nach Spuren aus der Tasche durchsucht. Vielleicht konnte ich wenigstens meine unersetzlichen schriftlichen Aufzeichnungen aus Indonesien wiederfinden. In Wessling beobachtete uns, wie wir an den Mülleimern arbeiteten, eine ältere Dame, sie kam auf uns zu und sagte in mitfühlendem Ton: "Wenn Sie was suchen, gehen Sie doch zu Tengelmann, da finden Sie eher etwas zum Essen!" -  Alle Suche nach unseren Dingen war erfolglos. 
Da die Hausschlüssel auch in der Tasche waren, haben wir am Sonntagfrüh vorsichtshalber das Haustürschloss ausgetauscht. Man weiss ja nie. 
Am Montagfrüh sofort zur Gemeinde und neue Pässe und Personalausweise beantragt. Kurz nach Hause gefahren, um etwas zu holen, da klingelt das Telefon. Eine kaum verständliche dünne Stimme... aus Indonesien... aus Bali. Man konnte grade noch verstehen, dass wir eine Fundsache am Bahnhof in Herrsching abholen sollen!? -  Wir verstehen nichts mehr! Aber nichts wie zum Bahnhof! Der Fahrdienstleiter übergibt uns stolz meine Computertasche mit vollständigem Inhalt. Nichts fehlt! Ein älterer Herr habe die Tasche vor kurzem abgeliefert. Name und Telefonnummer des Finders, die er nur auf Verlangen nannte, stehen auf einem kleinen Zettel. Die Bahnangestellten in Herrsching haben die Tasche geöffnet, um den Besitzer zu identifizieren. Sie fanden auch tatsächlich meine Telefonnummer, aber es war dort dauernd belegt (ich war eine halbe Stunde lang zum Kartensperren in der Warteschleife der Postbank!). Aber mein indonesisches Handy war auch in der Tasche, darauf war nur eine einzige Nummer gespeichert: die meines Bruders, der noch auf Bali geblieben ist. Man rief vom Bahnhof Herrsching diese Nummer an, ohne zu wissen, dass es ein Ferngespräch mit Bali war. Und von Bali bekamen wir dann diese obskure Aufforderung, eine Fundsache am Bahnhof abzuholen. - Überglücklich nahmen wir die Tasche mit ihrem vollständigen Inhalt in Empfang und feierten diesen Glücksfall beim Italiener mit Prosecco und einem guten Essen.
Am Nachmittag rief ich den Finder an. Es war ein älterer Herr, ehemaliger Seemann, von der Sozialhilfe lebend, wohnhaft in Erling. Wir trafen uns in seinem Haus, und er erzählte uns, wie er zu der Tasche kam. Er sass schräg gegenüber von uns in der S-Bahn und war vor uns ausgestiegen. Im Taxi, das ihn nach Erling bringen sollte, entdeckte er, dass er seine Zigarettenspitze in der S-Bahn liegengelassen hatte. Er stieg wieder aus, ging zur S-Bahn und sah, wie sich eine Gruppe Jugendlicher (zwei davon standen Schmiere an den Türen) über meine Tasche hergemacht hatten. Einer hatte die Geldbörse schon in der Hand. Der Herr fuhr die Diebe in Seemannsart an, denn er erinnerte sich, dass die Tasche zu dem Ehepaar gehörte, das dort gesessen hatte. Er sagte: "Als ich das sah, stieg die Mutter in mir hoch, als alter Seemann habe ich immer ein Messer in der Tasche, ich legte meine tiefe Stimme an (da geht immer eine grosse Kälte von mir aus) und ging auf die Diebe mit blanker Klinge los". "Die verwichsten Ratten", wie er sie nannte, liessen ab und flüchteten über die Gleise. Er nahm die Tasche an sich, und da der Bahnhof am Sonntag nicht besetzt war, lieferte er sie am Montagmorgen dort ab.
Eine vergessene Zigarettenspitze brachte uns wieder in den Besitz der Tasche. Und ein mutiger Mensch mit einer in unserer heutigen Gesellschaft sehr selten gewordenen moralischen Stärke ist zu einem Freund geworden.
Offensichtlich gibt es immer wieder Banden, die die späten S-Bahnen an den Endstationen abwarten und sie in Sekundenschnelle systematisch nach vergessenen Gegenständen durchsuchen. 
Hartmut Geerken

Mittwoch, 3. April 2013

Angst & Gier: Börsenblasen & Burnout

American Psycho Romantik - oder:
Porträt eines ausgestorbenen Yuppies


Elektronikengels Botschaft # 2 - Greed & Fear / Angst & Gier

Zu Gast ist der unabhängige und selbstständige Finanzberater Martin Bonnet

Am Mikrofon: Hartmut Andryczuk

Am Samstag, den 6. April wird auf reboot.fm, dem freien Künstlerradio aus Berlin, die zweite Folge von Elektronikengels Botschaft gesendet. Beginn: 20 Uhr.

Themen: Geschichte der Börse, Tulpen-Hausse, Insider-Geschäfte und Kursbewegungen, George Soros, Angst- und Gier-Index, Hedge-Fonds, Derivate, Leerverkläufe, Turnaround-Aktien, Goldmann-Sachs, Börsenblasen und Burnout, 1929 - Black Friday, Crash des Neuen Markts um die Jahrtausendwende, Immobilien-Blase 2008, Lehman-Pleite, Anlageberatung, Banker als Feindbild, Psychologische Schulungen und Kundenprofile, Großbanken, Eigenkapitaldeckung und Spekulationsmasse, Euro-Politik, Private Geburtstagsfeiern im Bundeskanzleramt, Bankenfinanzierung in Griechenland, Überschuldungskrise, Inflation oder Deflation, Dilettantische Politiker, Gelddruckmaschinen, Nullbesteuerung der Superreichen, Bildung als beste Kapitalanlage, Vom Haben zum Sein.

Biografische Angaben von Martin Bonnet: 


Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt u.a. "Bankenbetriebslehre und Finanzierung", worin zu einem sehr großen Anteil kapitalmarkttheoretische Themen enthalten waren. Rd. 12 Jahre Finanzberatung als Selbstständiger bei MLP und der Deutschen Bank, seit Februar 2012 zusätzlich auch noch unabhängig in meiner Beratung. Erste Krisenanzeichen 2001 ausgemacht, seitdem diesen Aspekt kontinuierlich in die Beratung aufgenommen. Ebenfalls ab diesem Zeitpunkt fortwährende intensive Auseinandersetzung mit der aktuellen Überschuldungskrise und deren Auswirkungen auf Wohlstand, Vermögens(um)verteilung, Anreizsetzung, Politik(er)verhalten. Scharfer Kritiker der aktuellen "Krisenpolitik".

http://reboot.fm

Download

https://soundcloud.com/rebootfm/elektronikengels-botschaft-2

Montag, 25. März 2013

Wiki-Detlef am Montag: Die Hanse

Die Länder der neuen Währung (N€ = Nord-Euro)


Durch die Hanse wurden Ostkolonisation und Deutscher Orden von der See her flankiert, ja überflügelt. Ein Problem ist die zeitliche Abgrenzung gegen die deutsche Ostbewegung und den Ordensstaat sowie gegen die spätere Rolle der Hanse, etwa bei den mit dem Aufstieg der skandinavischen Länder, vor allem Dänemarks unter Waldemar IV. Atterdag, verbundenen politischen Ereignissen. Die Hanse entstand aus dem Zusammenschluß von Kaufleuten: „hanse“ = Schar, Fahrtgenossenschaft, Karawane; Gilde = Organisationsform innerhalb des Zielortes, der Stadt selbst. Wirtschaftliche Voraussetzungen waren die Jahrmärkte und Messen, die wichtigste Organisationsform des sich im 13. Jahrhundert entwickelnden Fernhandels. Hauptfaktor war das Messenetz der Champagne – Lagny-sur-Marne, Bar-sur-Aube, Provins, Troyes – mit seinem von Januar bis Oktober fast ununterbrochenen Umschlag von Gütern aus dem Mittelmeerraum und Orient mit solchen aus Nordwesteuropa (Stoffe, Leder, Pelze, Gewürze; daneben Geldgeschäfte). Ab 1300 gab die Champagne ihre Monopolstellung an Genf und Lyon im Süden sowie im Norden an Brügge, später Brabant, Antwerpen, Bergen-op-Zoom ab. Dieser Wechsel bedeutet geographisch eine Annäherung an den Seehandel. Von den übrigen Messeorten – u. a. Frankfurt, Friedberg, Bozen, Linz – hatten gerade die östlich gelegenen (Breslau, Posen, Lublin, später auch Leipzig) einen weiten Einzugsbereich. Der Kaufmann überließ das nicht ungefährliche Ziehen „über See und Sand“, das Hausieren den Spediteuren, mußte also den Warentransport nicht mehr persönlich begleiten bzw. beim Umschlag anwesend sein. Die Revolution der Geschäftsführung – kalkulierender Gebrauch der Schrift, von Bürokratie, Kontor („scrivekameren“) und Kommission – erlaubt durchorganisierte Betriebe, Rationalisierung, Marketing, Kapitalisierung, Kreditwesen usw. Das früh entwickelte oberitalienische Geld- und Handelswesen (bargeldloser Zahlungsverkehr) wurde durch die Hanse in Deutschland eingeführt. Zu deren technischen Voraussetzungen gehört der Einsatz der Kogge, des damals leistungsfähigsten Lastschiffs überhaupt (Ladevermögen um 1300: bis zu 200 Tonnen, andere Schiffe nordischer Konstruktion: etwa 20-30 Tonnen). Zu den weiteren Voraussetzungen gehört einerseits die Siedlungsform der rational geplanten Stadt, Vorbild Lübeck: rechteckiger Marktplatz mit Kirche und Rathaus, durchlaufende, rechtwinklig gekreuzte Straßen als direkte Verbindung von Hafen und Markt. Andererseits der seit etwa 1200 von den deutschen Ostseestädten in großem Stil betriebene Heringsfang auf Schonen. Der Hering war nicht nur beliebteste Fastenspeise, er galt in der Volksmedizin auch als Universalheilmittel. Wie war das ganze Gebilde organisiert bzw. strukturiert? Zu beachten sind die Schritte von der voroffiziellen Hanse, d. h. der Vereinigung von Kaufleuten (Kölner Wein- und Tuchhändler in London; Gotländische Genossenschaften seit dem 11. Jahrhundert usw.) zu frühen Städtebündnissen (Reval-Lübeck 1259, Rostocker Landfrieden 1283) und zum Bund der „ghemeenen coplude uten Romeschen rike von Almanien“ (1347, Hamburg-Lübeck) bis hin zum Bund „von der dudeschen hanse“ 1358. Dieser umfaßte im 15. Jahrhundert mehr als 160 Städte, und zwar ohne besondere Verträge, Statuten (außer den „Rezessen“), ohne eigene Finanzordnung, Flotte, Beamten usw. Er gliederte sich in mehrere Gruppierungen oder „Quartiere“: Kerngruppe waren die „wendischen Städte“, daneben die sächsischen, märkischen, livländischen und westfälisch-rheinischen. Termini wie „tagfahrten“ und „verhansen“ erlangten eine gewisse Geläufigkeit. Doch eine ausgeprägte Organisation und eine markante Außenpolitik fehlten. Größere Aktionen betrafen meist nur interne Konflikte. Daten wie 1370 (Stralsunder Friede, Erneuerung der Handelsprivilegien durch den Dänenkönig), 1466 bzw. 1598 (Verlust der Privilegien in England bzw. Schließung des Stalhofes durch Elisabeth I.), der spanische Kaperkrieg 1418-43 oder die Episode Gullenwever 1533-37 zeigen eher die ökonomische Orientierung der Hanse oder eine vergebliche Tendenz zur Sicherung des Status quo, einen Verzicht auf so etwas wie Expansions- oder gar Kolonialpolitik. In solchem Zusammenhang sind Figuren wie Störtebeker zu sehen, der als Pirat den Handel parasitiert. Das Kontor Petershof wurde 1494 geschlossen. Die Insel Gotland (Wisby) war strategisch wichtig. Als Hauptzug des Seerechts kann das „wir alle im selben Boot“ gelten. Die Hanse trug bereits früh und dauerhaft dazu bei, das Randgebiet des geographischen Europa, Rußland vor allem, auch für das rechtliche, geistige und politische Europa zu gewinnen.

Dr. Detlef Thiel



In memoriam Anton J. Kuchelmeister


Anton J. Kuchelmeister: Theorie der spontanen und induzierten Emission von Exzitonen hoher Dichte, Freiburg i. Br. 1980 (zugl. Diss.; HochschulSammlung Naturwissenschaft. Physik, Bd. 6), ISBN 3-8107-2142-5 – 101 Seiten, € 13,00
In dieser Arbeit wird die strahlende Rekombination von Exzitonen hoher Dichte theoretisch behandelt. Zuerst wird das zeitliche Verhalten von Bilanzgleichungen für zwei verschiedene Prozesse der strahlenden Rekombination untersucht. Im weiteren werden für zwei Rekombinationsprozesse jeweils die Spektren der spontanen Emission und des Gewinns berechnet. Diese Spektren werden verglichen mit den Ergebnissen anderer Autoren, welche ein anderes Modell zugrundelegen.

Etwas ab & an an Anton geben
„da kommt typischerweise ein kleines Popup-Fenster hoch“
Der Kuchel der meistert alle Buchel
Nix ist ihm zu groß nix zu klein
es muß registerhaltig sein
„Any progress?“
Was vom Editor verkleistert
das wird vom Anton begeistert geleistert
Er scannt oze-errt lädt hoch & runter erledigt
schneidet schiebet färbet polieret retuschiert
die Buildln
„Im Namenverz. ist mir ein Eintrag aufgefallen, den ich nicht ganz verstehe: Fritz 290 (Nietzsche), 493 f. Ich nehme an, das stimmt so“
Er schaut präzise hin monokular
entdeckt noch in Derridas différance das a
Doch hat er wie Buster Keaton niemals gelacht
nur gelegentlich das Gesicht heiter verzogen
„Also am Ende kam ich zum Schluß: das menschliche Auge (plus powered by Hirn) ist doch besser, egal wie“
Im letzten Telefonat 28. September 2012 empfiehlt er mir den Film Crocodile Dundee II
dort gäbe es eine Szene wie in Mynonas Groteske Der umgekehrte Narziß
vorm Spiegel verwandelt ein Affe sich in einen Menschen
„quasi fertig (eine Schufterei, wie immer)“
In der Beschränkung zeigt sich erst der Kuchelmeister
„Sodele: jetzad isch s fedig!“
Leider!
„wir müssen da ,Ruhe im System’ lassen“
„ich lass sowas nicht ständig im Internet herumliegen“
18. März 2013

Detlef Thiel

(Gestern habe ich erfahren, dass Anton J. Kuchelmeister gestorben ist. Ich habe ihn im Sommer 2012 anlässlich der Sun Ra - Ausstellung in Herrsching das erste und zugleich das letzte Mal getroffen. Er war u.a. maßgeblich an der Gestaltung und Textverarbeitung der Friedlaender/ Mynona-Gesamtausgabe der Waitawhile-Editionen beteiligt und im Sun-Ra-Netzwerk sehr engagiert. 
H.A.)

Aktualisierung am 26. März 2013:

Hartmut Geerken schickte heute die Musikliste zur Beerdigung von AJK. Statt einen neuen Eintrag unter der Überschrift DJ Friedhof gibt der Daten-Messie einfach nur die Liste der gespielten Stücke wieder:

Edith Piaf - non, je regrette rien
Miles Davis - human nature
Waldo de los Rios - va pensiero (nabucco-verdi)
Sun Ra & his Arkestra - space is the place
Albert Ayler - music is the healing force of the universe
Georges Moustaki - haiti cherie
Simon & Garfunkel - bridge over troubled water
John Coltrane - a love supreme


From Somewhere in the World, you need to have at least a few pointers http://www.qsl.net/dk5tl/

Concerning Anton Kuchelmeister - Submitted by Christopher Trent http://p90.net/forum/saturn/43213

Salomo Friedlaender/Mynona – Gesamtausgabe: http://hartmutgeerken.de/html/friedlaender_mynona.html


Samstag, 16. März 2013

Mein Kampf mit der Chocolate Republic

Eintrag ins Gästebuch bei "das kremer –
Das Bremer Gästehaus"


Am Morgen fahre ich mit ICE von Berlin über Hamburg nach Bremen. In Hamburg muss ich umsteigen und dann geht es weiter mit dem Metronom nach Bremen. Auch diese Züge sind überfüllt und man findet kaum einen Sitzplatz. Ich habe Glück. Einer ist noch im Panoramawagen frei, neben einem Mann, der halb so groß ist wie ich, aber doppelt so kräftige Oberarme hat. Er trägt eine Sportjacke mit silbernem Kapuze. Als Smartphone würde ich ihm ein Galaxy S3 zuordnen - und so ist es dann auch. Ich schreibe ein wenig und versuche etwa 10 Minuten eine Tafel Schokolade von "Strauss Innovation" zu öffnen. Die habe ich am Berliner Hauptbahnhof gekauft. Ich glaube, die wird unter dem Begriff „Chocolate Republic by Maison Strauss“ vermarktet. Sie ist weiß mit roten Chilikörnern. Auf der Verpackung sehe ich eine rote Pfeillinie und ich vermute, dass man sie entlang dieser Markierung aufreissen kann, aber nichts dergleichen gelingt mir. Das durchsichtige Plastikmaterial ist einfach zu reissfest. Warum dann diese Linie? Können die nicht eine kleine Schere der Packung zufügen, aber hoffentlich nicht so, dass auch die Schere unter der Folie ist. Ich verliere trotzdem nicht die Geduld, zerre oben und unten und immer wieder an der roten Pfeilmarkierung. Endlich zerreisst die Verpackung, nachdem ich einfach an der Seite mit beiden Händen gezerrt habe. Inzwischen ist aber die Tafel durch mein Pressen, Zerren und Ziehen beinahe zerbröselt. Hinter mir schreit ständig ein Kind. Soll ich dem ein wenig von den Chili-Schokoladenbröseln geben, damit es sich beruhigt? Nein, eigentlich brauche ich nach diesem Kampf eher etwas zur Beruhigung. Ich esse die halbe Tafel. Sie schmeckt weder gut noch schlecht. Die muskulöse Silberkapuze neben mir scheint alles gar nicht zu bemerken.

Montag, 11. März 2013

Urheberrechtsverletzung & Währung "ä"

Virencoder! Vielleicht etwas zum Entschlüsseln


Unser Spam-Roboter Einhorn von Seyn-Weinstein filterte heute folgende Nachricht in unserem Postfach heraus. Es ist eine typische Angst-Mail mit einer Zip-Datei, die bei der Entpackung einen Virus freisetzt. Absender ist noreply@t-mobile.de.
Hier ist der Inhalt der Mail.
„Gegenstand unserer Beauftragung ist eine über Ihren Internetanschluss im Internet begangene Urheberrechtsverletzung als Teilnehmer eines so genannten Peer-to-Peer-Netzwerkes
Folgende Daten konnte unsere Mandantschaft - neben weiteren Einwahlen - aufgrund einer speziell entwickelten Software feststellen und beweissicher dokumentieren lassen.
Im Rahmen eines staatsanwaltlichen Auskunftsverlangens gemäß § 113 TKG wurde mitgeteilt, dass der festgestellte Internetanschluss auf Ihren Namen angemeldet ist, so dass Sie für die Urheberrechtsverletzung, welche unter Nutzung des Anschlusses begangen wurde, zivilrechtlich haften.“
Einige Tage zuvor erhielten wir eine Mail, die harmloser ist und einen Bericht enthält, wie man in der Wirtschaftskrise reich wird. Wirtschaftskrise? Merkwürdig ist, dass dieser Bericht in einer Art Drei- und Vierzeilerzeiler abgefasst ist und daher schon beinahe den Status von Lyrik erreicht.
Hier ist die Spam-Lyrik:
„Die Wirtschaftskrise hat mich hart getroffen,
aber auch schnell reich gemacht.

2011 kam es in der Autowerkstatt, in der ich arbeitete,
zu einem Unglucksfall. Der Chef wurde krank und konnte 
niemanden finden, der den kleinen Betrieb übernehmen 
wollte...

Folglich war ich einer der 5 Mitarbeiter, die plötzlich 
ohne Arbeit und - angesichts der hohen Arbeitslosigkeit 
in unserer Region - ohne Zukunftschancen dastanden.

Das war ein schwerer Schlag...

Ich wusste nicht, wohin ich gehen oder was ich tun 
sollte, da ich nur über die Arbeitserfahrung als 
Mechaniker verfugte, die ich in der Werkstatt 
gesammelt hatte...

Doch dann beschloss ein wohlhabender Freund, mir zu
helfen und erklärte mir, wie man - mit nichts außer 
einem Computer mit Internetanschluss - ein Vermölgen 
verdienen kann.

Ich habe ihn zu Hause besucht und konnte
kaum glauben, wie gut es ihm ging: Auto, 
Swimmingpool, Luxus-Soundsystem. Alles,
wovon man so träumt...

Wir setzen uns an den Computer und er zeigt mir
in nur wenigen Minuten, wie man 100 â*‚¬ verdienen kann. 
Es ist wirklich unglaublich - auch ich war ganz 
überwaltigt. 

Da ich so schnell wie möglich zurück nach Hause wollte,
um es selbst auszuprobieren, vergaß ich fast, mich bei
ihm zu bedanken.

Lange Rede, kurzer Sinn: Nach nur wenigen Wochen hatte ich
schon mehr Geld verdient als in 5 Jahren in der Werkstatt.
Man muss es erleben, um es zu glauben.

Und da ich viele Leute kennen, die sich
wahrend der derzeitigen Wirtschaftskrise kaum über Wasser 
halten können, habe ich eine Webseite erstellt, auf der 
ich genau erkläre, wie wie man vorgehen muss.“

* (Welche Währung ist „ä“)

http://www.trojaner-board.de/132077-t-mobile-spam-urheberrechtsverletzung-teilnehmer.html

Samstag, 9. März 2013

Plasmabrocken – Die Kunst der Zukunft

mimas atlas # 14


Zur Ausstellung von Wolfgang Müller unter dem Titel „Plasmabrocken – Die Kunst der Zukunft“ erscheint in der Reihe „mimas atlas“ im Hybriden-Verlag eine limitierte Künstleredition, die zur Ausstellungseröffnung bei K‘ - Zentrum Aktuelle Kunst in Bremen vorgestellt wird. 

Die Edition beinhaltet Reproduktionen von 18 Zeichnungen sowie eine Originalarbeit von Wolfgang Müller, signiert und nummeriert. Eine Video-DVD mit 19 Clips zur „Kunst der Zukunft“ liegt bei. 

Hier ist der Pressetext der Galerie:

Warum ist nicht alles schon verschwunden? –  fragte sich schon Jean Baudrillard, warum bleibt immer ein Rest? Auch der Kunst wird regelmäßig die totale Auflösung, ihr bevorstehendes Ende vorausgesagt. 

Wolfgang Müllers 2011 erschienener Science-Fiction Roman KOSMAS spielt in der Welt der Kunst und ihrer prophezeiten Auflösung. KOSMAS beginnt in der Gegenwart, in der tote, präparierte Echtkörper von den Medien und dem Kunstbetrieb erfolgreich als Spitzenwerke der zeitgenössischen Kunst präsentiert werden. Wolfgang Müller nennt das in seinem Roman: Die Salonkunst der Zukunft als Avantgarde der Gegenwart.

Medien, Effekte, Geld und Publikumsrekorde begleiten Künstler wie Damien Hirst (präparierte Tiere) bis Gunter von Hagens (präparierte Menschen). In KOSMAS geht die Kunst über die Tier- und Menschenleichen. Sogenannte Plasmabrocken lösen eine Revolution in der Kunstgeschichte aus. Diese organischen Kunstwerke sind eigenständige Lebewesen: "Fasziniert verfolgten die Sammler, wie sich ihr Kunstwerk selbstständig machte. Manche hatten ihm sogar Sprechen, Lesen und Laufen beigebracht." In Zeichnungen und Materialinstallationen nähert Wolfgang Müller sich dieser Kunst der Zukunft an.

Ein Sinnbild hierfür wäre die Möbiusschleife, von der einige luzide und farbige Exemplare in der Ausstellung gezeigt werden. Die Möbiusschleife, eine antihierarchische, amorphe und im Grunde gestische Form: „Ihr Oben und Unten sind ununterscheidbar. Sie kennt kein Innen und kein Außen, weil ihr Außen das Innen und ihr Innen das Außen zugleich ist. Sie trennt und vereint gleichermaßen", schrieb Wolfgang Müller einmal. Man kann auch nicht so genau sagen, ob die Möbiusschleife lebendig ist oder zur toten Materie gehört. Entstehen ihre Bewegungen im Raum aus eigenem physischem Antrieb, oder durch äußere Umstände, wie etwa Wind und Wärme?

Dann gibt es aber auch noch den Versuch, Totem Leben einzuhauchen: Wolfgang Müller hat sich mit den wissenschaftlichen Vermerkungen ausgestorbener Vogelarten auseinandergesetzt und versucht, Gesang und Gestalt zu rekonstruieren.

Ausstellung vom 16. März – 19. April 2013

Vernissage: Freitag, 15. März, 19 Uhr
Vortrag: Donnerstag, 18. April, 20 Uhr
Lesung: Sonntag, 21. April, 19:30 Uhr


K' – Zentrum Aktuelle Kunst
Alexanderstraße 9b
28203 Bremen


Öffnungszeiten:
Freitag, 16 - 19 Uhr | Samstag + Sonntag, 14 - 17 Uhr | Und nach Vereinbarung


Im Rahmen der Ausstellung "Bandsalat - Aufnahme, Rücklauf, Wiedergabe, Stopp" sind im Studienzentrum für Künstlerpublikationen in der Weserburg noch bis zum 05.05. Audiokassetten von Wolfgang Müllers Band Die Tödliche Doris zu sehen.

Mit freundlicher Unterstützung durch den Senator für Kultur Bremen

K' – Zentrum Aktuelle Kunst: http://www.k-strich.de

mimas atlas: http://www.hybriden-verlag.de/hybriden/seiten/media-mimas.html

Weserburg – Museum für moderne Kunst: http://www.weserburg.de

mimas atlas - Vorstellung: http://www.youtube.com/watch?v=14LghXWhRPM