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Montag, 31. Dezember 2012

Nostromus D (wünscht allen Lesern ein glorreiches 2013)

Scheiß auf den Bauchfett-Terror!


Zum Ausklang des Jahres wollen wir noch einmal unsere Spam-Roboter ehren. Was haben wir ihnen nicht alles zu verdanken. Sie sind empathischer und humanoider als manche Menschen. 
Unter anderem ließ sich unser Lieblingsautomator Nostromus D von der Astrologin Gabriella heute die Zukunft für 2013 voraussagen. Gabriella selbst wurde gemäss ihren biografischen Angaben „in der alten Stadt Florenz geboren, wo ihre Eltern die Wissenschaft und die Weissagung der Kunst lehrten...Ab dem Alter von 13 Jahren entdeckt Gabriella eine neue Leidenschaft: die Magie der Mythologie. Sie verbringt Jahre mit ihrem Studium mit Hilfe aller Bücher, denen sie auf ihrem Weg begegnet. Gabriella studiert die ägyptische, römische und griechische, die keltische sowie die persische Mythologie, sie interessiert sich unter anderem für Azteken und Inkas.“
Nostromus D erwartet ein glänzendes Jahr 2013: u.a. eine neue Liebe, eine neue berufliche Herausforderung (wir hoffen, dass der dem Daten-Messie-Team erhalten bleibt) und unerschöpfliche schöpferische Energie. Im Herbst soll er darauf achten, dass seine Batterien wieder aufgeladen werden. Das kommt uns merkwürdig vor, da seine Plutonium-Batterien erst im Jahre 8543 gewechselt werden müssen. 
Auf der Seite der Wahrsagerin aus der alten Stadt Florenz findet sich ein Link zur Bauchfett-Abnahme. Paul, 36, aus Bremen, hat 24 Kilogramm in nicht einmal 2 Monaten abgenommen. „Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Körper in eine Maschine verwandelt hat, die Kalorien dahinschmelzen lässt.“ Verantwortlich dafür soll ein Extrakt aus südamerikanischen Früchten sein. „Die Purpura bacca wirkt von innen und beschleunigt den Fettverbrennungsprozess“. Das braucht unser Nostro nicht. 
Warum wollen alle immer ihr Bauchfett reduzieren? Was passieren kann, wenn man unbedingt abnehmen will, findet man unter dem Stichwort „Purpura bacca“ in fehlerhafter Rechtschreibung hier: 
„Hallo an alle, die irgendwelche Abnehmpillen ausprobieren möchten! Ich berichte hier über meine eigene Erfahrung mit diversen Produkten u.a. purpura-bacca, weight loss, lipo 100 u.ä. Wie viele von Euch, habe ich regelmäßig irgendein Zeug ausprobiert, regelmässig eingenommen, mehr oder weniger Wirkung gesehen und am 6.04.12 bin beim Shopen umgekippt. Zum Glück stand eine Krankenschwester neben mir und hat mich reanimiert, schnell ist auch Notfallwagen gekommen, in dem ich nochmal reanimiert werden musste. Für die nächsten 4 Tage wurde ich in künstliche Koma versetzt, damit die Gehirnschäden minimalisiert werden konnten. Ist , Gott sei Dank, alles gut gelaufen- ausser, dass ich einen Defibrillator habe. FAZIT: Abnehmzeug- egal welches spült den Körper aus, auch von wichtigen Mineralien und Vitaminen. Ich bekam einen Herzklappenflimmer aufgrund Calliummangel!!! Calliumspiegel war weniger als nötig und hat zum Herzstillstand geführt. Natürlich stellte sich raus, dass ich auch Herzrhythmusstörungen habe und weitere kleinen Fehler von denen ich nix wusste. Ich habe 40 Jahre im Glauben gelebt, dass ich mega gesund bin! Also FINGER WEG von Wundermitteln - vor allem wenn Euer Herz irgendeine Kleinigkeit hat - natürlich wenn Ihr davon wisst.“

Und was sagt Nostromus D dazu? Er meint, dass zu viel Gesundheit zu einem vorzeitigen Tod führt. In diesem Sinne. Euer Daten-Messie-Team.

Freitag, 21. Dezember 2012

Infonischer Resonator


Rupert Sheldrake

Der gesamte Kosmos ist eine komplexe Struktur und also infonischer Resonator, der ständig Infonen aussendet und empfängt, so wie unsere Gehirne Resonatoren sind. Die Frage ist, kann man solche Resonanzen messen? Wie hoch ist die Kopplungskonstante? Manchmal spielen sich in Computern Dinge ab, die einem sonderbar vorkommen, aber wir sind nicht in der Lage festzustellen, ob es sich um eine schlichte Fehlfunktion handelt oder eine spontane Resonanz, einen Infonenempfang, dessen Auswirkungen aufgrund der fehlenden Sender-Empfängerabstimmung von einem erratischen Geschehen natürlich nicht zu unterscheiden wäre. Was wir maximal feststellen können, ist etwas wie das Rauschen des Fernsehbildes nach Sendeschluß. Man müßte auch annehmen, daß die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Infonen sehr viel höher läge als die des Lichts, da man, um das Universum im Ganzen als schwingungsfähiges Informationssystem zu begreifen, eine Kohärenzlänge von ungefähr dreizehn Milliarden Lichtjahren bräuchte. Aber es hindert uns nichts daran, eine Quantentheorie der Information mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von entsprechender Größe zu formulieren. Es wäre dann grundsätzlich auch möglich zwischen den Universen der Viele-Welten-Theorie Informationen auszutauschen. Und die Struktur des Seins wäre etwas, das man die Große Resonanz nennen könnte.

Ulrich Woelk

Der Text wurde der Künstleredition "Die Einsamkeit des Astronomen - Fragmente" von Ulrich Woelk entnommen.


Zur Theorie der morphischen Felder des britischen Biologen Rupert Sheldrake:


Homepage von Ulrich Woelk:


Samstag, 15. Dezember 2012

Auf den Höhen enganliegender Zeit



1
Der Nachbar schlängelte sich die Luft dreimal (oder viermal) um die Beine, und immer heller: bis sie wie eine Hose aussah. Die Nachbarin, die es gesehen hatte, wandte entsetzt und ruckartig den vom Himmel fallenden Schlick ab und drehte den Kopf, um nicht – schimmelähnlich – von einem Galopp zum nächsten immer nur noch mehr zu vergrünen, noch grüner zu werden.
Anders: Oben lagen die grünen Auen blau da, durchkämpften wiehernd und mit viel Gelächter aus aller Länder Ferne kommend und kräftig schallend, der Nachbarins Gesicht. Daneben befand sich der Nachbar und sah, inmitten einer windigen Hose steckend, säumend in die Ferne aller Länder. Währenddessen klang, aus breiten Tälern heraus, rasend aufsteigendes Gelächter (aller Länder Herren) und über alle Berggipfel hinweg. Dazu baumelte schweres ROT am Himmel, sodass die Nachbarin einen Knopf drückte und schüchtern anmerkte: “Die kleinen Waldbeeren haben es ABER in sich!” - “Ja, Sie haben recht”, frohlockte der Nachbar und: “Es handelt sich hier um das himmelähnlich und vom Himmel her ALLE Schürzen aufblitzen lassende leuchtende und fette ROT der Sonne, in das wir ständig eingehüllt sind. “ - “Verlorenes GRÜN gibt es hier aber auch noch”, sprach die Nachbarin schnell, um sich wichtig zu machen, und: “Irgendwo daneben bewegt es sich und saugt leise und wie ein Milchkind knisternd alle satte Frische vom Boden der Haut auf.” - “Unsere liebe Frau Nachbarin!” schnalzte der Nachbar jetzt – lippenbebend - “Sie sind wohl durstig geworden! Ja! Immer schon haben Sie mir gefallen!”, nahm sie in seine kleinen Hände, warf sie einmal und zweimal in die Luft und begann dann, leise, aber bestimmt, zu jodeln, legte damit ein ganzes sattes rotes Lied auf die Luft, auf den Neid der Nachbarn, auf seine im Augenblick von einem Moment zum andern im Kreis wirbelnden Hosen und wiegte alles lange und immer länger von einem Himmel zum andern, dabei behutsam das Netto-Gesamtgewicht schätzend, um schliesslich zufrieden zu nicken und alles wie einen christlich bemalten Teller mit den angrenzenden und handlichen Berggipfeln auszuspülen, sich das Haar glattzustreichen und sich danach schweigend ins Tal zurückzubegeben, in ein dreitausend Meter tiefliegendes Schweigen, aus dem nichts, aber auch gar nichts jemals wieder gelöscht werden konnte.

2
Im Tal jedoch hatte sich die Hölle, die von oben her und über allen Dorfbewohnern tobte, von ihrer allzumenschlichen Kette losgemacht und betanzte nun temperamentvoll die kleine Hauptstrasse: Der riesige und ausufernde Wetterdienst, der sich angekündigt hatte, war von der Feuerwehr schnell und erfolgreich abgewehrt worden. Drinnen, in den Häusern, trommelten die Holzöfen ihre ihnen ganz eigen seiende Ofenhitze gegen die Häuserwände, schlugen damit immer heftiger auf sie ein, bis sie schliesslich zerquetscht und plattgedrückt davon abfiel, auf den Holzboden, und danach, wie aufgeworfen und leise die Lippen spitzend, einfach so herumlag. Sie, die Ofenhitze. Locker, das linke Bein angewinkelt. Oben darüber schwebte eine bürgermeisterliche Stirn, sich ehrfürchtig vor den Gesetzen der Menschheit beugend: “Steh auf, mein kleiner Besen”, säuselte sie und half der holzigen, plattgedrückten und mittlerweile beinahe menschlich zu nennenden Ofenhitze mit ausgestreckter Hand, aufzustehen. Diese liess es sich willig gefallen, bekam aber sofort Herzrasen, pulsierte im Innern eines weit entfernten Sterns weiter und begann dann, singend vor sich hinzuverbrennen. 

3
Dann flog die Garagentür im Dorf mit lautem Krach auf und in die Luft, sodass alle, die man in dem Moment in dieser Garage finden konnte, nach oben sahen. Der von der Regierung vor Jahren an die immer heisser werdende Garagenwand hingehängte Hammer begann, das Feuer zu erflackern, vor dem sich jetzt alle fürchteten. Das Erdbeben hatte in einem Abstand von etwa hundert Kilometern seinen Anfang genommen und war dann in dem kleinen Dorf einfach steckengeblieben. “Hier geht es nicht weiter, dort drüben ist aber auch noch Platz”, gesellte sich der Nachbar mit aufgeblasener Zunge dazu, machte eine Kehrtwendung und verfiel in schallendes Schweigen. “Was tun sie hier?” Fragte ihn der Polizist und zeigte auf die immer heisser werdende Garagenwand. “Man sollte die Feuerwehr rufen, auch wenn sie grade am Mittagessen sind” antwortete der immer noch schallende, ansonsten jedoch schweigende Nachbar. “Das macht nichts”, erwiderte der Polizist verständnisvoll und machte ein ernstes Gesicht: “Hier geht es um wichtigere Dinge als den täglichen Mittag aufzuessen. Schliesslich sind auch die Abende köstlich und bekömmlich.” “Nicht jeder” wandte der Nachbar ein, hörte endlich ganz zu schweigen auf und presste seine Hand an die von Tag zu Tag immer heisser werdende Garagenwand und sagte: “Wir können das Erdbeben nicht aufhalten, selbst wenn alle nurmehr die Nächte fressen wie sie fallen. Fallen heisst ja nur, sich der Erdanziehung hinzugeben, zu ergeben, um nicht zu sagen: schlappzumachen. Wir müssen da jetzt schlappmachen.” - “Wie weit ist das Feuwehrzentrum denn von hier entfernt?” Mischte sich die Gattin des Nachbarn ein (wieder, um sich wichtig zu machen). “Ja, wenn Sie das nicht wissen, wie soll ich es dann wissen”. Alle drehten sich nach dem Sprecher um. Wer war das? “Ein Zeuge Jehovas, aus dem Nichts aufgetaucht und irgendwo stehengelassen”, tuschelte der Polizist der Nachbarsgattin ins Ohr und streichelte dasselbe kurz danach. Sanft. Und so sanft, dass der Gatte der Nachbarsgattin, der Nachbar also, nichts davon bemerkte. “Der Weizen spriesst heuer wie der Teufel!” Niemand antwortete, weil niemand wusste, wer es gesagt hatte. Die Nachbarskatze wand sich währenddessen um alle herumstehenden Beine herum, polierte so ihr Fell und sprang anschliessend auf den Tisch, um sich ein paar rohe Eier zu genehmigen, kurz: sie auszuschlürfen. Oder besser: schlecken. “So eine Sauerei!” Schrie jetzt der Polizist und haute der Katze auf den Schwanz. Diese knurrte, bewegte sich aber keinen Fingerzeig weg von den Eiern.

“Ja, was machen wir denn nun?” Fragte der Polizist, sah triumphierend in die Menge und hustete. Sein Husten kam jedoch nicht gut, sondern viel zu gebrochen. Sein Husten war in kleine Stücke gebrochen, unförmige Bruchteile davon purzelten durch den Raum hindurch, stiessen sich schliesslich an der immer noch heisser werdenden Garagenwand wund. “Sie werden noch ganz auseinanderbrechen und sich schliesslich auf mich stürzen – wie Würmer”, murmelte die Nachbarsgattin leise und lehnte sich zum Schutz vor den Hustenwürmern des Polizisten an die immer noch heisser werdende Garagenwand an und derart, dass es ihr den Hintern, bzw. den Rock verkohlte. “Vielleicht sollten wir alle zuerst einmal hinausgehen, ins Freie, da, wo es nicht sofort zu brennen beginnen wird, da, wo, falls das Erdbeben doch noch hierher, zu uns findet, niemandem keine Dachziegel niemals um die Ohren sausen werden.” Der Zeuge Jehovas war mutig geworden und hielt sein mitgebrachtes Buch in den Garagenhimmel, um besser und lauter daraus vorlesen zu können. “Aber doch gerade draussen im Freien haben die herumschwirrenden Dachziegel freien Lauf und leichtes Spiel!” Rief jetzt der Nachbar geistesgegenwärtig und riss die Augen zu mehreren grossen und christlich bemalten Tellern auf. “Wir müssen uns um die Mülleimer kümmern!” Erinnerte daraufhin die Nachbarsgattin und griff nach dem immer stärker flackernden Regierungshammer, um einer draussen vorbeischwebenden Wolke auf den Kopf zu hauen. “Aber was tun Sie denn da?” Der Polizist riss ihr den Regierungshammer aus der Hand: “Wir müssen sie aufstechen, damit ihr das Wasser ausläuft und sie das vielleicht kommende Erdbeben-Feuer löscht! So geht es ja nicht mehr weiter. Hier singt keine Amsel mehr, die Katze schlürft die letzten Eier leer, knurrt uns an, die Garagenwand ist dabei, zu zerbersten, der Regierungshammer verhindert und bremst die Löschkraft der Wolken ...” – “Was können wir denn nur tun?” Fragte sich der Nachbar nun laut selbst und riss sich ausserdem derart und zum Ärger aller an den Haaren, sodass diese überall und um alle anderen Köpfe nur so herumflogen, während ihm seine Gattin, die Nachbarsgattin also, selbstbewusst entgegnete: “Gegen ein Erdbeben kann man bekanntlich gar nichts tun. Wir sind ihm ausgeliefert wie die Haie den Filmproduzenten, wie die Mülleimer der Müllabfuhr. Wir sind absolut machtlos.” - “Na, das möcht ich meinen!” rief nun er, der Nachbarsgattinsgatte, verzweifelt und stürmte mutig ins Freie, breitete seine Arme dort aus und rief noch einmal: “Endlich frische Luft! Es gebe das Nehmen, alles ethymologisch bewiesen!” , klatschte in die Hände und sah erwartungsvoll in den Himmel, der aber gar kein gutes Gesicht dazu machte. Der Polizist riss ihn weg – um ein Haar wäre er unter der umstürzenden gegenüberliegenden Häuserwand begraben worden. “Erwin! Mach doch nicht solche Dummheiten!” Rief ihn nun die Nachbarsgattin beim Namen und zündete sich eine Zigarette an. “In meiner Garage nicht!” Rief daraufhin der Garagenbesitzer und deutete wildgestikulierend auf die immer heisser werdende Garagenwand, während ihm sein eigenes sowie die lose herumschwebenden Nachbarshaare ins Gesicht fielen und erst einmal nicht zu vertreiben waren, denn: die beiden Hände, mit denen er sich die ganze Zeit an der Wand abgestützt hatte, waren in diesem Augenblick dort klebengeblieben; eine Art Lava, die aus allen vier Wänden mit unergründbarer Kraft herausschoss, während dem Garagenbesitzer bereits die ersten Finger wegschmolzen. “Tun Sie etwas” Befahl die Nachbarsgattin der Allgemeinheit und stemmte eine Hand auf die linke Hüfte, während sie mit der anderen die Katze von den Eiern wegriss, um sich mit deren Fell das Haar ein bisschen glattzustreichen. Der Polizist riss am Garagenbesitzer, um ihn von der Wand samt seiner auf Nimmerwiedersehen dahinschmelzenden Finger und Hände wegzureissen, allein: es half nichts. “Haben Sie denn Schmerzen?” fragte er beiläufig und sah kurz darauf wieder zur Nachbarsgattin, auf deren Kopf mittlerweile die Katze wie eine ägyptische Sphinx ruhte und elegant auf alle anderen hinuntersah und laut schnurrte. In dem Moment gab es einen lauten Knall, sodass alle zusammenschreckten, um sich sofort sowie im Geiste sowie real wie Schnecken zu verschiedenen Häusern zusammenzurollen. Der Polizist steckte den Kopf aus seinem Haus heraus und lugte um die Ecke, sah zur Garagentür hinaus: “Das Nachbarhaus ist soeben zusammengebrochen!” vermeldete er, und schnappte nach einem vorbeifliegenden Rhabarberstiel, schleckte daran: “Gibt es hier irgendwo Zucker?” Die Nachbarsgattin rannte, stets treu ihrem Dienst an der gesamten Menschheit ergeben, auf den Dachboden, kämpfte sich durch dichte und sehr aggressive Spinnengewebe hindurch, liess die katzenähnliche Sphinx im Flug zurück. “Hören Sie doch endlich auf, uns den Kopf zu zertrampeln”, rief der Nachbarsgattinsgatte jetzt, schlug sich gegen den Kopf und fragte sich, wieso er seine eigene Gattin plötzlich mit Sie anredete. Alle lachten verständnisvoll, klopften ihm auf die Schulter, während es von oben her ertönte: “Hier gibt es keinen Zucker, aber einen Haufen Mäuse!” Das liess sich der Polizist nicht zweimal sagen: zuerst gab er der Katze einen Tritt, danach stürmte er die kleine schmale Holztreppe nach oben, schoss mit seinem Jagdgewehr riesige Löcher in die aggressive und dichte Dichte der Spinnenetze, riss die Nachbarsgattin an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund, sodass die Hitze der Garagenwand mit einem Mal derart stieg, dass sie explodierte, woraufhin sich alle auf leisen Sohlen davonmachten, ausser dem Nachbarsgattinsgatten, zu anderen Zeiten schlicht “Nachbar” genannt, der zusammen mit der explodierenden Garagenwand einfach mitexplodierte. 
Wie es dem Polizisten, der Nachbarsgattin sowie dem im Dorf steckengebliebenen Erdbeben weiter ergangen ist, davon ist nichts bekannt.


Gundi Feyrer

http://www.zintzen.org/autoren-authors-auteurs/gundi-feyrer/

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Augenblick Afghanistan

Bildquelle:
http://www.mitwelt.org/


frau dr. christine stelzig
staatliches museum für völkerkunde
maximilianstr. 42
80538 müchen

16. november 2012


ausstellung "Augenblick Afghanistan"

sehr geehrte frau dr. stelzig,

als ich mich nach der ausstellungseröffnung bei ihnen verabschiedete, fragten sie mich, ob mir die ausstellung gefallen habe, was ich spontan mit 'nein' beantwortet habe. da der zeitpunkt und die umstände nicht günstig waren, die gründe für mein 'nein' zu nennen, will ich ihnen diese kurz schriftlich mitteilen, damit das nackte 'nein' nicht im raume stehenbleibt.

die ausstellung hat mich sehr verletzt. nach sieben jahren permanentem aufenthalt in afghanistan (ich hatte dort das goethe-institut geleitet) war ich gekränkt durch eine ausstellung, die schwerpunktmässig die präsenz der bundeswehr abbildet, einer organisation, die an der grausamen zerstörung von kultur und infrastruktur afghanistans durch westliche militärs beteiligt ist. afghanistan ist in seiner geschichte mit  politischen problemen immer selbst fertig geworden, und eine intervention von aussen endete immer in einer katastrophe. deutsche uniformen & waffen (deutschland gehört zu den mächtigsten waffenexporteuren) haben vor dem hintergrund auch unserer neueren geschichte in afghanistan nichts zu suchen. deutsches militär  hat die hundert jahre währende sympathie für unser land immens beschädigt. die deutschen sind nicht mehr freunde, sondern besatzer. es ist dabei irrelevant, ob die bundeswehr dort zivilisten tötet oder an aufbauprojekten beteiligt ist. letzteres sei anderen organisationen vorbehalten, die in ziviler kleidung in das land kommen. solche helfer können getrost ihren arm um ehrwürdige afghanen legen, aber nicht, wie auf einem foto der ausstellung, ein uniformierter in scheinheiliger geste.

die präsentation der bundeswehr in ihrer ausstellung und im katalog ist unausgewogen. mich (und viele meiner deutschen und afghanischen freunde, die die ausstellung gesehen haben) hat vor allem gestört, dass fast nur aus westlicher sicht berichtet wird. die zum teil hervorragenden fotos afghanischer fotografen vermitteln nur ein kleines gegengewicht zu den zensierten peinlichen fotos der bundeswehr (zensiertes sollte in deutschland in ernstzunehmenden veranstaltungen überhaupt tabu sein). als gegengewicht zu der gedenkecke gefallener deutscher soldaten hätte ich mir eine afghanische ecke gewünscht, z. b. mit der dokumentation der durch deutsche order zerstörten tanklastwagen und den dabei umgekommenen zivilisten, nicht zu vergessen, die erwähnung der kurz danach erfolgten beförderung des dafür verantwortlichen zum general! welch ein hohn den afghanen gegenüber!

die zwei oder drei einfühlsamen interviews von soldatinnen und soldaten im katalog hätten vollauf genügt. von den insgesamt 16 waren ein dutzend zu viel. es ist ermüdend und gleichzeitig erschreckend, das geistige niveau der verteidiger 'unserer freiheit am hindukusch' zu geniessen. solche beiträge sind auch dem bisherigen niveau des münchner völkerkundemuseums nicht würdig.

wo waren in ihrer ausstellung informationen des 'Darmstädter Signals', einem 1983 gegründeten  arbeitskreis von aktiven und ehemaligen offizieren und unteroffizieren aller teilstreitkräfte der bundeswehr, der 2007 verzweifelt, aber leider erfolglos versuchte, den kampfeinsatz von deutschen recce-tornadomaschinen in afghanistan zu verhindern?

mir würde noch mehr einfallen, aber ich möchte ihre zeit nicht allzu sehr in anspruch nehmen, wollte auch nur mein kurzes 'nein' noch etwas mit persönlichen eindrücken und informationen unterfüttern. 

mit freundlichen grüssen

hartmut geerken


Donnerstag, 29. November 2012

Universitätsbibliothek Erfurt

Hartmut Andryczuk, Ansicht aus "Kniphofia obscura"
 (Fotografie: Jens Henkel)

Parallel zur Ausstellung „Amplonius: Die Zeit. Der Mensch. Die Stiftung. 600 Jahre Bibliotheca Amploniana in Erfurt“, die derzeit im Museum für Thüringer Volkskunde zu sehen ist, zeigt die burgart-presse aus Rudolstadt jetzt mit der „Kniphofia obscura“ im Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Erfurt ein Künstlerbuch von Hartmut Andryczuk. Zur Ausstellungseröffnung am Freitag, 7. Dezember, um 18 Uhr im Campus-Café Hilgenfeld werden der Künstler Hartmut Andryczuk und der Verleger Jens Henkel (burgart-presse) anwesend sein. 

Der in Berlin lebende Künstler, Verleger und Gartengestalter Hartmut Andryczuk widmet sein Künstlerbuch dem Erfurter Arzt, Botaniker und Rektor der alten Universität, Johann Hieronymus Kniphof. Dessen von Johann Michael Funke 1733 in Erfurt gedrucktes „Kräuter-Buch“ begeistert bis heute durch seine Technik des Naturselbstdruckes. Andryczuk kommentiert und überzeichnet zwölf ausgewählte Pflanzendrucke Kniphofs, die zusätzlich in ihrer Originalfassung faksimiliert dem Buch beigelegt sind. Der Druck erscheint in einer einmaligen Auflage von 50 Exemplaren. Andryczuks Überarbeitungen der Pflanzendrucke sind als unikate Originalzeichnungen ausgeführt. Der Buchdruck erfolgte bei Hahndruck Kranichfeld. Den Handeinband fertigte Ludwig Vater, Jena.

Besonders reizvoll ist die begleitende Präsentation einer der raren Originalausgaben des Werkes, das in der „Bibliotheca Amploniana“ befindliche Exemplar des Johann Hieronymus Kniphof: „Botanica In Originali, Das ist: Lebendig Kräuter-Buch, Worinne alle in hiesigen Landen wachsende Kräuter nach ihrer vollkommenen Schönheit vorgestellet werden…“

Thomas Bouillon, Leiter der Sondersammlung der Universitätsbibliothek Erfurt, ist begeistert von der neuen Ausstellung: „Ich staune immer wieder, auf welche Gedanken der vor fast 280 Jahren gedruckte Kniphof auch heutige Betrachter bringen kann. Einen Blick auf die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem besonderen Stück aus dem Depositum Erfurt kann ich nur empfehlen“.

Die Ausstellung ist bis zum 11. Januar zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek Erfurt – Montag bis Freitag von 8 bis 22 Uhr, Samstag von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 13 bis 18 Uhr – im Ausstellungsraum im 2. Obergeschoss zu besichtigen.
Der Link zu der Pressemeldung ist auch hier zu finden:

Donnerstag, 22. November 2012

Nibiru



Die Nasa weiß es. Die amerikanische Regierung weiß es auch. Und Google mit YouTube mischt auch kräftig mit. Der mysteriöse Planet X befindet sich auf Kollisionskurs mit der Erde und wird vermutlich am 21. Dezember 2012 auf sie treffen. Die „Allumfassende Müllhalde“ Wikipedia zitiert dann auch eine Keilschrift der babylonischen Gottheit: 

„Nibiru, der die Übergänge von Himmel und Erde besetzt halten soll, weil jeder oben und unten Nibiru befragt, wenn sie den Durchgang nicht finden. Nibiru ist Marduks Stern, den die Götter am Himmel sichtbar werden ließen. Nibiru steht als Posten am Wendepunkt. Zum Posten Nibiru mögen die andern sagen: "Der die Mitte des Meeres (Tiamat) ohne Ruhe überschreitet, sein Name sei Nibiru, denn er nimmt die Mitte davon ein". Die Bahn der Sterne des Himmels sollen unverändert gehalten werden.“

Manche Exoplaneten werden aus ihren Sternensystemen geworfen und ziehen als sonnenlose Wanderer durch unsere Galaxie. Vielleicht ist Nibiru ja ein solcher Kandidat. Wenn nicht ein Gammablitz oder der Komet Elenin uns trifft, wird sicher etwas kommen, was uns wie die Dinosaurier am Tag X aussehen lässt. 

Im Übrigen hat dieser Exoplanet bereits das Magnetfeld von Saturn gekippt und vermutlich bereits die schönen Methanflüsse und -seen auf dem Titan überflutet. Eigentlich schade, da der Titan im Jahre 3289 doch ein schöner Urlaubsort gewesen wäre. Ferien auf den Methaneisdünen mit Exklusivblick zum Saturn. 

Nibiru sieht auf jeden Fall nicht so schön aus wie Melancholia, der sich in einem Totentanz auf die Erde zubewegt. Kirsten Dunst hatte bereits schon vorher den Geschmack der Asche in ihrem Mund. „Es gibt kein Leben im Weltall ausser auf der Erde. Und das wird zum Glück auch bald vorbei sein.“

Ein Weltuntergang wäre ja zu schön, um wahr zu sein. Nachdem uns schon das Ausbleiben des Atomkriegs in der Vergangenheit enttäuscht hat, richten wir unsere kollektiven Verschmelzungphantasien auf einen nomadisierenden Exoplaneten - ähnlich wie Lars von Trier, der die Idee für seinen Film in einer Depressionstherapie entwickelte. 

„Was machst du am 21. Dezember?“, fragte mich neulich ein Freund. „Wollen wir uns nicht den Weltuntergang auf dem Gelände der ehemaligen amerikanischen Abhöranlage in der Nähe des Teufelsbergs anschauen?“

Nein, die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Und die Chancen, dass wir allein und an Krebs (jenseits der ARD-Themenwoche "Sie werden sterben") in irgendeinem Hospital oder Hospiz sterben, sind gar nicht so gering. 

Nibiru final update:




Mittwoch, 14. November 2012

Fakebook



Wussten sie, daß wir alle bestrahlt und vergiftet werden. Mit psychophysischen Waffen wie  schwach und hochfrequent pulsierenden elektromagnetischen Feldern, akustischen Ultraschall- und Infrarotwellen? Aber damit nicht genug: viele von uns sind auch mit RFID-Chips (radio-frequency identification) implantiert und können lückenlos überwacht werden - selbstverständlich ohne es zu wissen. Ausserdem arbeiten die Geheimdienste an Zombie-, Mikrowellen- und Epilepsie-Waffen. Und auch das Wetter ist vor dem staatlichen Zugriff nicht mehr sicher. Wir alle sind in Gefahr mittels MindControl-Technologien unserer Gedanken und Emotionen beraubt zu werden. 

Und wer, bitte schön, ist "wir"? Nun, daß sind alle Autoren, Medienarbeiter oder Journalisten, die sich kritisch mit der Gesellschaft auseinander setzen. 
So ungefähr ist die Botschaft eines Flyers, der auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse im fehlerhaften Deutsch unter der Überschrift „Bewusstseins und Gedanken kontrolle (der Autoren und Journalisten)“ verteilt wurde.
Weiter heisst es: Können Sie sich vorstellen, nicht mehr Herr ihrer eigenen Gedanken und Gefühle zu sein?
Antwort des Datenmessies: Ja, natürlich. Wir können uns das nicht nur vorstellen, sondern haben es bereits schon erlebt. Wer bitte nicht?

Wir sollen bei Google nach den Begriffen Brainwashing, Elektromagnetische Waffen, Nanotechnologie und RFID-Chips suchen. Angegeben sind auch diverse gruselige Homepages wie strahlenfolter.ch oder psychophysischer-terror.com. Letztere ist besonders perfide und lässt auch Mikrowellen-Opfer zu Wort kommen. Manche fand man vermutlich mit den bekannten Eisenhelmen oder Aluminiumfolienauskleidungen tot in ihrer Wohnung. Und natürlich versetzt die Psychiatrie ihre Medikamente auch mit gefährlichen Substanzen. Scientology wird dabei schon einmal holzschnittartig mit der NS-Diktatur verglichen und die weiteren Argumentationen und verlinkten Inhalte sind ziemlich dünn und peinlich. 
Wirkliche Paranoiker sind intelligenter und strukturierter, aber diese Terror-Seite ist humorloser Schwachsinn. Alles, was irgendwie ein hippes Verschwörungspotenzial hat, wird in einen Topf geworfen und natürlich spielen Gehirnforschung, Nano-Medizin und die „Matrix“ eine Rolle. Die esoterischen Quatschköpfe umgeben sich derzeit gern mit einer Nerd-Aura - ähnlich wie vor einiger Zeit die Piraten-Partei - wenn auch aus anderen Motiven. Ah ja, wer twittert, googelt und facebookt ist ein Nerd?

Liebe MindControl-Gegner, man braucht gar nicht aufwendig mit Mikrowellenwaffen bestrahlt werden, um sein Bewusstsein kontrollieren zu lassen. Es reicht schon, den Fernseher anzuschalten oder sich einige Stunden auf Facebook herum zu treiben. Und das geschieht völlig schmerzfrei und auf freiwilliger Basis. 

http://www.bigbrotherawards.org

Donnerstag, 8. November 2012

Das Geisterhaus von Mennighüffen



Eine sehr angenehme Zugfahrt mit dem IC über Stendhal, Wolfsburg, Hannover, Bückeburg nach Bad Oeynhausen. Der Zug ist beinahe leer, pro Abteil sitzen vielleicht 3 - 5 Reisende. In Bad Oeynhausen muss ich umsteigen. Im Bahnhof halten sich an einem Kiosk drei oder vier Männer auf, lesen Bild-Zeitung, essen Würste und trinken Bier. Ich mache ein Foto von dem Bahnhofsgebäude und sende es an I. W. mit der Notiz: "Schau mal, wo ich gerade bin." I. ist in Bad Oeynhausen aufgewachsen und antwortet einige Stunden später: "Was machst du denn da? Ich hoffe, du ziehst da nicht hin". Einige Minuten später geht mein Zug nach Löhne. Die Fahrt dauert nur vier Minuten. Ein Mann auf dem Nebensitz beginnt mich gleich heftig zu duzen und fragt mich, ob ich in Löhne wohnen würde und wo ich da hin wolle. Er selbst kommt auch aus Löhne. Sind die Einwohner hier alle so diskret? Am Bahnhof erwartet mich mein Freund R.M. mit grauem Mantel, Lesebrille und einer schwarzen Mütze. Ich habe ihn ein Jahr nicht gesehen und er hat sich kaum verändert. Seine Haare sind etwas grauer geworden. Er ist mit dem Fahrrad gekommen und wir gehen dann zu Fuß bis zum Haus seiner Eltern - vorbei an der Musikschule, der kurzen Fußgängerzone dieses Ortes und einem Fluss entlang. Obwohl die Landschaft eigentlich sehr schön ist, findet man keine Ruhe. Überall hört man Verkehrslärm und die Autobahn, die diese Landschaft durchschneidet, nimmt man an jedem Flusslauf, jeder Wiese und Hügelkette wahr. Wald gibt es hier kaum. Wir durchqueren ein kleines Waldstück und gehen dann weiter auf den Feldwegen und Landstraßen bis zum Löhner Ortsteil Mennighüffen, besuchen das Grab seiner Eltern. Großvater, Großmutter, Vater und Mutter liegen auf einer kleinen Fläche und auf dem Grabstein steht einfach nur der Nachname M. als kollektives Sterbeereignis. Kein Vorname, kein Geburts- oder Sterbedatum. Auf Schleichwegen geht es vom Friedhof aus zu dem Haus seiner Eltern in der Werster Straße. Der Verkehr ist katastrophal und ich kann mir nicht vorstellen, hier dauerhaft zu wohnen. Das ganze Haus wirkt wie ein Museum mit seinen handgemachten Schränken und den vielen Pokalen und Medaillen vom Vogelzüchterverein, den holzverkleideten Decken, Tapeten aus den 1970er Jahren, den monströsen Kleiderschränken, Gardinen und Wohnzimmergarnituren. Das Wohnzimmer hat keine gute Ausstrahlung. Es wirkt wie ein Sarg, in dem man weich sitzen kann. Vielleicht ist das so, weil seine Fenster zu dieser Horrorstraße führen. Wir sitzen in der gemütlichen Küche an einem Tisch, den R. mit nach Berlin nehmen will - als einzige Erinnerung an das Haus seiner Eltern. Mitte des Monats muss er hier ausziehen und der neue Besitzer wird wohl all diesen Krempel übernehmen. Vielleicht sollte man in seinem ganzen Leben nicht so viele Dinge anhäufen. Das meiste von all diesen Sachen braucht man gar nicht und wird vermutlich ohnehin auf den Müll landen. Und es hat eine gewisse Traurigkeit, wenn die Pokale, die ein ganzes Leben lang als Anerkennung der Vogelzucht-Leidenschaft einfach fortgeworfen werden. R. fragt mich dauernd, ob ich etwas brauchen würde. Nein, ich brauche nchts. Obwohl es hier einige schöne Dinge in der Holzwerkstatt seines Vaters gibt, eine Truhe, antiquarische Schränke und ein sehr merkwürdiges Bild mit einer Ölmalerei auf Samt, die einen Hirsch zeigt. 
Zeit, ein wenig Fahrrad zu fahren. Mit zwei Damenrädern fahren wir an der grauenhaften Werster Straße bis zum Edeka-Markt, kaufen dort einige Kleinigkeiten ein und fahren dann  auf Feldwegen weiter. Die werden aber wieder von verkehrsreichen Straßen durchschnitten. Ich staune, wie weitläufig hier alles ist, eine völlig zersiedelte Gegend. Das Auge findet keine Ruhe in der Landschaft, die eigentlich sehr schön ist - in der Nähe der Porta Westfalica und des Wiehengebirges. Es ist heute ein diesiger, melancholischer Tag mit einer verblassenden Landschaft, deren Farben ausgewaschen sind. Und hinter, neben, vor jeder Hügelkette steht irgendeine Fabrik, ein Einkaufszentrum, eine Tankstelle. Wir radeln zu einem Restaurant an der Landstraße. Den Namen habe ich vergessen, aber es ist gut. Vorwiegend deutsche, gutbürgerliche Küche, Salatbüffet. Wir bestellen Wildschweingulasch im Restaurant, in dem wir die einzigen Gäste sind. Die Wirtin schlägt uns vor, in der Gaststube zu essen. Dort können wir auch rauchen und wechseln die Plätze. Eine Frau, die im Moment der einzige Gast zu sein scheint, fragt mich, was mein Beruf sei. ich antworte ihr "Psychiater." Aber ihre Neugier ist damit noch nicht zu Ende. An R. und mich richtet sie die Frage, ob wir verheiratet sind. Ich antworte ihr: "Nein, wir sind schwul und ungebunden." Ende der Befragung. "Na, dann noch einen schönen Abend." - "Danke gleichfalls." Das Wildschweingulasch ist gut und reichlich. Gegen 19 Uhr 30 fahren wir zurück - diesmal meiden wir die Werster Straße. Ich präge mir den Weg von hier bis zum Bahnhof Löhne ein. Morgen werde ich mir ein Rad ausleihen und gegen 8 Uhr 30 aufbrechen. 
Im Geisterhaus schauen wir Fußball-Champios-League. Gruppenphase: Bayern München vs. OSC Lille. Ergebnis: 6:1, ein langweilges Spiel. Danach sehen wir noch ein wenig die Talkshow von Markus Lanz. R. fragt, worüber die eigentlich reden. Sie reden über nichts und das eigentlich ziemlich lange. Ausdauernd nichts sagen und nichts zu sagen haben wird vermutlich sehr gut bezahlt. Zwischendurch kommt R. mit einem Holzstock seines Großvaters in die Küche. Der Hirsch auf dem silberen Emblem hat eine platte Nase. R. putzt seine Lesebrille mit einem Brillenputztuch und meint anschliessend: "So platt ist die Nase des Hirsches doch nicht." Dann gehe ich im Schlafzimmer seiner Eltern in einem vollautomatischen Bett schlafen. Ich schlafe gut, obwohl das Fenster direkt neben der Landstraße ist.
Am Morgen mache ich noch einige Fotos vom Haus. Gegen 8 Uhr 30 fahre ich zum Bahnhof Löhne. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde. Ich sehe kaum jemanden, der mir entgegen kommt. Eine Frau mit zwei Hunden. Die Ohren des einen reichen bis zum Boden. Die Geschäftsstraße in Löhne ist wie ausgestorben, der Bahnhof traurig und verweist. Offenbar ist das noch immer ein großer Güterbahnhof. Der Tunnel, der zu den Gleisen führt, ist gewaltig. Eine nackte, graue Scheußlichkeit. Zurück nach Berlin geht es wie bei der Hinfahrt. Über Bad Oeynhausen und Hannover. Ab Hannover habe ich aber wieder den ICE gebucht. Und hier ist wieder alles wie sonst: Großraumwagen, dicht gedrängte Personenbeförderung mit der betonten Nicht-Kommunikation in der Smartphone-, Laptop- und Tablet-Legebatterie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Mennighüffen


Montag, 5. November 2012

iPad shuffle


Nicht zu vergleichen mit einem iPad mini,
aber irgendwie schöner: eine marokkanische
Hängeleuchte von der Firma Albena


Der Daten-Messie mag das iPad mini nicht. Und wir wissen eigentlich nicht genau warum. Eigentlich wollten wir es am Wochenende verschenken, aber es gab keines mehr. Drei bis vier Menschen standen hinter jemanden, der es ausprobierte. Ein Verkäufer war nicht in Sicht. Vor der Kasse standen ebenfalls Menschen und wollten alle ein iPad mini kaufen. Die Lieferzeit beträgt drei bis zehn Tage. 
Ausprobieren konnte man das schwarze Modell und das wirkte mit seinem glänzenden Rahmen irgendwie billig, ohne natürlich billig zu sein. Irgendwie ist dieser geschrumpfte „Klavierlack-Rahmen“ auch unharmonisch. 
Das Gerät scheint eine reine Konzessionsentscheidung an den Markt mit seinen 7“-Android-Geräten zu sein. Und irgendwie muss sich die Firma Apple ja bei ihrem fallenden Börsenkurs etwas einfallen lassen. Also hat man das iPad geschrumpft, was unter ihrem ehemaligen Spiritus rector unmöglich gewesen wäre. Der Markt scheint ihnen recht zu geben und man meldete heute drei Millionen verkaufte iPads (wobei der „mini“ Anteil nicht explizit genannt wurde). 
Ansonsten ist das ein nützliches aber langweiliges Produkt. Nachdem man den iOS-Entwickler Scott Forstall rausgeschmissen hat und der Chef-Designer Jony Ive seinen Platz einnehmen wird, könnte es in der Zukunft wieder spannender werden. Ive soll zuständig für das „Human Interface“ des iOS-Betriebssystem werden. 
Zur Zeit stellt die Firma Apple weiterhin sehr schöne Produkte her - und nach wie vor wirken alle anderen Laptops, Smartphones und Tablets dagegen nicht so wertig und cool. Allerdings erfinden sie keine Märkte mehr und betreiben nur noch Produktpflege. 
Dass Steve Jobs dieser Firma fehlt ist ein nicht mehr zu hörendes Klischee. Und dennoch stimmt es mehr denn je. Die Firma Apple hat gute Verkäufer und ein tolles Designerteam, aber keinen Performer mehr. Eine grandiose Keynote wie zur Präsentation des iPhones im  Jahre 2007 wird es nicht mehr geben. Und mögen die Zahlen auch von Rekord zu Rekord eilen. Die Investoren halten sich zurück. Der Markt lebt nicht nur von guten Zahlen sondern von Phantasie, Übertreibungen und Unverschämtheiten.
Eine Unverschämtheit könnte so etwas wie ein iPad shuffle sein. Das Downloaden von Apps entscheidet der Zufall. Man weiß nie, welche Applikation man gerade herunter lädt, ausführt und lässt sich dann überraschen. 

http://www.mactechnews.de/news/article/Drei-Millionen-verkaufte-iPads-in-drei-Tagen-154377.html

Mittwoch, 31. Oktober 2012

The Freetown Concert



A Legendary Tour Through West Africa
Would it be possible to establish a connection between the roots of Jazz and one of its youngest offshoots? It was impossible to say as to whether Jazz, after a long journey through Western civilisation, where it first began, would be recognized in Africa and accepted as something familiar.
Jazz concerts of American or European musicians were rare in Black Africa. Don Cherry came to Sierra Leone and Liberia in the early eighties. The concerts of the trio Don Moye, John Tchicai, Hartmut Geerken in April 1985 were Guinea's first encounter with live modern Jazz.
The five-week tour did not only take the musicians into the capitals of Sierra Leone, Liberia and Guinea (Freetown, Monrovia, Conakry) but also into villages and smaller towns in the countryside where they met and played with local musicians.
The three musician had been united by the desire to go to Black Africa for the sake of the music. John Tchicai was not only fascinated by the energy coming out of Black African music but also wanted to get to know the area his father came from. When Leo Frobenius, the worldwide known anthropologist, moved back to Europe after a long stay in Africa, he brought his loyal African 'boy' with him to Berlin, who later met a danish girl, and they became Tchicai's parents!
It was with thanks to a friend of Jazz, the former German Embassador to Sierra Leone, Christian Nakonz, that the tour actually came about and that it took them to precisely those countries where freed slaves from America had been resettled after slavery had been abolished. He managed to convince other German, foreign and local institutions to organize concerts and workshops. And so the tour turned out to be a fine example of international collaboration between the German Foreign Ministry and the German Embassies, the Ministries of Culture of the host countries, the Danish Foreign Ministry, the American Embassy in Freetown, the local British Council and the American Sierra Rutile Company. The German Goethe-Institute which is actually supposed to encourage international cultural relationships, after hearing of this tour, had forewarned all the institutions involved in this tour in West Africa about such "activities" in a confidential letter!
In spite of the difficult conditions - poor telecommunications, power cuts, lack of fuel - the tour was very well organized. Everywhere the three musicians' wish of meeting local musician and, whenever possible, having them take part, was welcomed with pleasure.
The first concert in the hall of the British Council overlooking the old city of Freetown was particularly exciting because Tchicai, Moye and Geerken were on stage for the first time together. Only Tchicai and Geerken had previously played together in Kabul, Teheran and Athens (LPs 'The Kabul and Teheran Tapes' Vol. 1 & 2 on qbico 87, 2009 and 'Continent' on Praxis CM 102, 1980).
The three musicians knew each other personally and through their records. The first musical communication took place in front of the 'ears' of the public and was, at first, like cautiously feeling a pulse. When "Milo Jazz" (Tamba Musa, Ahmed Bah, Kokeh Bangura, Momoh Kamara, Boackarie Foday, Amadu Carver, Sidikie Kortugbou), six musicians of the National Dance Group of Sierra Leone joined for the second part of the concert with two djembes, slit drum (n'kali), 2 smal drums (mbiligutii, huban) and agogo (a metallophone), an impressively powerful unbroken rhythm with exciting transformations was introduced and the spell was broken.
The roots of "Milo Jazz" go back to Ebenezer Calender, one of the most popular musicians of Sierra Leone. He recorded so-called palm wine Maringa songs and hits in the older style of Goom-bay. Goom-bay is the source of a modern form of street music called Milojazz, named for the chocolate powder can that, filled with stones, became the signature percussion instrument. The group "Milo Jazz" was founded by Olofemi Cole (Dr. Olo) and later lead by Tamba Musa. Ebenezer Calender died in the age of 73 the day before the Freetown concert took place and the trio together with "Milo Jazz" dedicated that night to the memory of Ebenezer Calender.
Thanks to Walter Mertins from the German Embassy to Sierra Leone who owned one of the first video cameras in that area this documentary film sequences from that historic Freetown concert has been handed down to us. While the trio was in full action, Geerken showed parts of his silent found footage film "the white screen is a red cape" (-verlag ergänzen!) from a 16 mm projector.
The last journey of the trio on this tour was the trip on the ferry across an endlessly broad arm of the sea to the airport of Freetown in the steamy warm haze of the evening twilight. "Milo Jazz" was also on-board and treated the guests to rhythms which made the upper deck swing. The friends played even when the plane took off. 
Hartmut Geerken has published a book in german on this west african tour: "motte motte motte" (Spenge: Klaus Ramm 1990). 
Sigrid Hauff

Hartmut Geerken / Famoudou Don Moye / John Tchicai - The Freetown Concert. Edition mit Video-DVD, herausgegeben in einer limitierten Auflage von 75 Exemplaren im Hybriden-Verlag, Berlin (Reihe Elektronikengel).
Am 8. Oktober 2012 starb John Tchicai in Perpignan.
Hartmut Geerken und Famoudou Don Moye treten gemeinsam auf dem Jazzfest Berlin am 3. November 2012 auf.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Berghof für Arme

Hopfen am See: Ferien in einem dreidimensionalen Wallpaper

Hopfen am See liegt im Allgäu bei Füssen. Der Hopfensee wurde als eines der Wallpaper für Windows 7 ausgewählt. Dort hat unser Team für einige Tage im "Hotel Hopfensee" gebucht. Am Bahnhof Füssen werden wir von unserem Gastgeber abgeholt. Der Mann ist der Vater des Chefs und erzählt uns gleich in seinem 3er BMW mit getönten Scheiben, dass er vierzig Angestellte beschäftigen würde. Im Kofferraum liegt ein spießiger Blumenstrauss. Der Mann wirkt sehr selbstgefällig und sitzt später mit einer Sonnenbrille in seiner benachbarten Pizzeria. 40 Angestellte, 3er BMW, spiessiger Blumenstrauss. Das "Hotel am Hopfensee" wirkt von aussen solide, von innen grauenhaft. Vom Eingang bis zur Rezeption verläuft ein roter Teppich, der dort schon seit den 1960er Jahren liegen muss. Ausserdem ist unsere Bleibe direkt an der Uferstraße - und hier scheinen alle Autos durch das Allgäu zu fahren, die nicht auf der Autobahn verkehren. Wir haben eine Ferienwohnung gebucht, die neben dem Hotel liegt. Der Komplex ist offenbar seit 50 Jahren nicht mehr renoviert worden. Im Flur stinkt es nach Pisse und die Ferienwohnung ist riesig mit einer breiten Glasfront und demselben roten Teppich im Hotel. Auf dem Sideboard neben dem TV der Firma "No Name" ein Plastikblumenarrangement aus Wiesenblumen, welches vielleicht vor zwei Monaten das letzte Mal unter die Dusche gehalten wurde. Alles ist verstaubt, die Gardinen und Vorhänge ungewaschen und die Terassentüren lassen sich nur sehr schwer öffnen. Lärmschutzfenster? Fehlanzeige! Und am Ende der Terrasse stehen verwahrloste Waschbetonkübel, die leer, vertrocknet oder leicht mit Unkräutern bewachsen sind. Die Schrankwand im Schlafzimmer is etwa 5 Meter lang und drei Meter hoch und aus dunklem Holz. Adolf Hitler hätte sich hier wohl in all dem Staub an das Leben im Berghof erinnert. Und wäre er zuletzt in Berchtesgaden gewesen und ins Hotel Hopfensee in Hopfen am See geflüchtet - sein ärmliches Adäquat gefunden.  Das Hotel bietet auch Wellness an. Eine Wasserkeraffe steht auf einem rostigen Unterteller. Wie lange schwimmt die Minze schon in dem Wasser? Fünf Tage? Neben der Sauna ist ein Ruheraum mit Blick auf zwei Buddhastatuen, die auf einer großen Bank stehen. Tritt man näher heran, findet man ein Loch zwischen den Statuen. Offenbar war hier einmal ein Whirlpool. 
Der Eingangsbereich ist im Moment mit zwei Busladungen asiatischer Reisegruppen versperrt. Die waren vermutlich in Neuschwanstein und fotografieren jetzt den Hopfensee mit seinem Bergen. In der letzten Woche ist ein Tourist beim Fotografieren auf der Straße überfahren worden. Bei diesem Verkehr hier ist das kein Wunder. 
Ist das Restaurant ebenso schlecht wie das Hotel? Ja, auch hier stimmt das Niveau. Ich esse eine Art Leberkäseburger. Der ist viel schlechter als bei McDonalds, aber dreimal so teuer. Der Kellner sagt beim Abräumen einfach nur "Hoffe, es war gut" und ich antworte "Unter aller Sau". An einem Dialog ist er nicht interessiert. Qualitätsmanagement, nein danke. Wir bleiben eine Nacht für 130 Euro und verschwinden am Morgen, finden noch ein sehr angenehmes Hotel und verbringen noch schöne Tage an diesem Ort.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hopfen_am_See

Montag, 8. Oktober 2012

Schneckenpost-Spam der Gewerbeauskunft-Zentrale



Vor einigen Tagen warnte mich ein Freund vor einem Schreiben, das sehr amtlich und offiziell daherkommt. Gedruckt ist es auf grauem Recyclingpapier und wirkt wie eine Nachricht vom Finanzamt oder der Industrie- und Handelskammer. 
Absender ist eine sogenannte „Gewerbeauskunft-Zentrale“ zur „Erfassung gewerblicher Einträge“. Es ist ferner darum gebeten, fehlerhafte oder fehlende Daten zu ergänzen. Ansprechpartner oder Telefonnummern sind nicht verzeichnet - nur eine Faxnummer für die gebührenfreie Rücksendung der Daten.
Was da so amtlich daher kommt, ist eine Art Schneckenpost-Spam, ein kommerzielles Angebot, dass sich perfide tarnt. Die Geschäftsbedingungen sind auf der Rückseite abgedruckt. Kleingedruckt steht vorne in der rechten Spalte: „Bitte beachten: Ihre Eintragung erfolgt unter Gewerbeauskunft-Zentrale.de innerhalb weniger Arbeitstage nach Rücksendung dieses behörden- und kammernunabhängigen Angebots. Es besteht bisher keinerlei Geschäftsbeziehung. Durch die Unterzeichnung wird der Basiseintrag für zwei Jahre verbindlich bestellt“. Preise kann man in der leicht grau gedruckten AGB nachlesen. Unter Punkt 4 werden die Kosten dieses Amts-Plagiats deutlich: „Die Vergütung der GWE-Wirtschaftsinformations GmbH gemäß den Angaben des aktuellen Angebotes wird mit Erhalt der Rechnung jeweils ein Jahr im Voraus fällig. Es handelt sich um einen monatlichen Teilbetrag von Eur 39,85 zzgl. Ust. Die jährliche Vergütung beträgt Eur 478,20 zzgl. Ust., bei Mindestvertragslaufzeit  Eur 956,40 zzgl. Ust. Der Betrag ist einmal nach Auftragseingang mit der daraus folgenden Rechnungen zu entrichten und wiederholt sich jährlich, soweit der Vertrag nicht von einer der Parteien laut der AGB gekündigt wird.“ 

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Werbe-Blog 4.1 L 529

MP3-CD in einer bemalten Metalldose
Auflage: 1/190.000.000 bis x/190.000.000
signiert & nummeriert


Liebe Freundinnen und Freunde des Daten-Messies. Heute einmal ausnahmsweise ein Werbe-Blog in eigener Sache: der Hybriden-Verlag ist auf der Frankfurter Buchmesse vom 10. bis 14. Oktober 2012 anwesend.
Halle 4.1 L 529

Neue Künstlereditionen und Medienkunst 

Friedrich Jürgenson Sprechfunk mit Verstorbenen
Friedrich Jürgenson war eine schillernde Persönlichkeit. Geboren im Jahre 1917 in Odessa studierte er nach dem ersten Weltkrieg Malerei an der Kunstakademie Odessa sowie Gesang und Musik am dortigen Konservatorium. 1925 führte er seine Malerei und Gesangstudien zunächst in Estland fort, wechselte dann nach Berlin und startete anschliessend in Palästina eine erfolgreiche Karriere als Maler und Opernsänger.
Wegen des zweiten Weltkriegs wechselte Jürgenson ins neutrale Schweden, erlernte dort seine zehnte Fremdsprache und porträtierte in den Folgejahren wohlhabende Schweden und Stockholmer Landschaften. 1949 überzeugten seine Skizzen von den Ausgrabungen in Pompej sogar den Heiligen Stuhl von seinem Talent. Als Papst Pius XII. seine Arbeiten sah, bat er darum, von ihm porträtiert zu werden. Am Ende entstanden vier Porträts. 
Im Jahre 1957 kaufte Jürgenson ein Tonbandgerät, um seinen Gesang aufzuzeichnen, wobei er eigenartige sphärische Geräusche und telepathische Botschaften wahrnahm, die er aber noch nicht als die Stimmen aus dem Jenseits identifizierte sondern seine künstlerische Überspanntheit dafür verantwortlich machte. Im Frühjahr 1959 berichtete er, die Botschaft einer Zentral-Überwachungs-Station im Weltraum erfahren zu haben, von der die Menschheit beobachtet würde. Er versuchte, diese Botschaften auf dem Tonband zu dokumentieren. Während er zunächst an Stimmen aus dem All glaubte, war er sich später sicher, die Stimmen Verstorbener „von der anderen Seite“ zu hören. 
1964 veröffentlichte Jürgenson das Buch Rösterna Från Rymden, eine tagebuchartige Dokumentation seiner Tonbandstimmen. An diesen paranormalen Forschungen waren namhafte Wissenschaftler wie Friedbert Karger vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik und der Parapsychologe Hans Bender aus Freiburg sehr interessiert. 
Künstlerbuch mit zwölf Aquarell-Zeichnungen von Hartmut Andryczuk 

Gundi Feyrer, Hartmut Andryczuk (& Gerhard Rühm) Raum 0
Drei Hefte im Schuber:
Gundi Feyrer - Raum 1 & 2 (Zeichnungen)
Gundi Feyrer & Hartmut Andryczuk - Raum 0 (Zeichnungen und Handschriften)
Transkription Raum 0 (mit Mondmusik von Gundi Feyrer & 1 Gedicht von Gerhard Rühm)
Phantastische Figuren, Zeichen, Ornamente, Sonden, Satelliten... Themen sind u.a. Transkommunikation - die Tonbandstimmen (aus dem Jenseits) von Friedrich Jürgenson, Antimaterie, die 17 Minuten lang gefangen gehalten wurde, die unbekannte Natur dunkler Materie, MACHOS (Massive astrophysical compact halo objects), Exoplanet Kepler 22b, 600 Lichtjahre von der Erde entfernt, ein paranormales Erlebnis von H.G (Telefonkontakt mit Verstorbenen), die Botschaften der VOYAGER GOLDEN RECORD, die Theorie der Multiversen des Andrej Dmitrrijewitsch Linde, die Große Singularität, der Saturnmond Titan und die Cassini-Huygens-Mission. 
Nicht thematisiert werden: Apollo 13, Jupitermond Europa mit seinen hypothetischen unterirdischen Ozeanen, Telekinese, Gammablitze, Meteoriteneinschläge & Astralreisen, Radiowellen und Roswell.

Wolfgang Müller MÜLLUNG
Fundstücke, Notizen, Typoskripte, Zeichungen.
Themen sind dabei zum Beispiel Wolfgang Müllers Ableben in der Genios Deutschen Wirtschaftsdatenbank, Alternativen zu leicht brennbaren Adventskerzen und missionsallergische Atheisten (W.M.). Wir bekommen Einsicht in die Gema-Korrespondenz mit "Wolfgang Müller-Wolf", finden eine Autogrammkarte mit Verfallsdatum, handschriftliche Notizen zu der merkwürdigen Frage „Was war gut an Berlusconi?“ oder auch „Welche konkreten Weltverbesserungsmaßnahmen hast du 2011 erbracht?“
Die Typoskripte „Séance Vocibus Avium“ (Karl Sczuka-Preis) und „Wísk niwáhsen wísk nikahseriiè:take kanien’kéha wa’katéweienste“ oder „Learning Mohawk in fifty-five minutes“ sind vollständig in die MÜLLUG eingebunden und mit Originalzeichnungen erweitert. Weitere Notizen finden sich zu „Wittgenstein in Island“ und auf Carsten Höllers Einladungskarte zu seiner Ausstellung „SOMA“ im Hamburger Bahnhof: DER KÜNSTLER WIRD PERSÖNLICH ANWESEND SEIN: ER IST DER ORIGINALE WEIHNACHTSMANN! 
Weitere Themen-Highlights sind: besamte Papierflugzeuge, feenhafte Grüße von Aurora Anne, Bettelbriefe für die erweiterte Ausgabe von „Rotkäppchen“ sowie das Theaterstück „Eulenspiegel und die Banane“ in vier Akten. Neben einer Amazon-Rezension zu erotischen Handyledertaschen folgt ein Fundstück zum „Obervogelgesang“ sowie zu den Psycho-Allüren einer kuratorischen Vertretung. Und: werden Gäste in der Samoa-Strand-Sauna auf Sylt immer gefragt, ob sie sauber seien? Natürlich ist die Welt voller dummer und böser Menschen. Und es gibt auch Kunst-Stalker, die neidisch auf den Erfolg ihrer Kollegen sind. 

Jaap Blonk Traces of Speech / Sprachspuren
Audio-CD mit visuellen Gedichten und einem Vorwort.
„Die Grundidee für dieses Buch mit CD war: erstens, die Zeichnungen in elektronische Klänge zu verwandeln – durch das Importieren (meistens als Rohdatei) in Audio-Programme, und zweitens, sie in (englische und deutsche) Texte umzusetzen – mit einer Software für optische Charaktererkennung (OCR). Jede der drei Formen (Bild, Klang und Text) wurde dann weiter verwandelt.“
Herausgegeben in der Reihe „mimas atlas # 13“.



Donnerstag, 27. September 2012

Lichtblick Mondmusik



Handbuch für den Forentroll
Vor einigen Wochen bekamen wir Angebot für ein Buchprojekt. Da wir aber immer nur 1 bis 100 Exemplare veröffentlichen, sind wir wohl der falsche Ansprechpartner. Wir schlugen dem Autor vor, hier sein Gesuch zu veröffentlichen, hörten aber nichts mehr von ihm. In seiner Kettenmail schrieb er folgendes:

„In einem "Handbuch für Forentrolle" möchte ich im Stil eines Ratgebers die Handlungsmuster und Taktiken der Trolle zusammenfassen. Das ist für sich eine recht kurzweilige Sache, bietet aber auch Troll-Gegnern und Administratoren weitreichendes Handwerkszeug für die Entwicklung von Gegenstrategien. Auf diese Weise wird beiden Seiten gedient, insgesamt aber das Trollthema transparenter gemacht und dadurch zu einem besseren Verständnis des Trolls und seiner Ziele beigetragen. Das Buch hilft dadurch mit, die Streitkultur in Internetforen zu verbessern.“

Hm, irgendwie klang uns dieser Text zu sehr nach XING-Netzwerk. Dort waren wir einmal zwei Tage lang, hatten den Eindruck, dass dies ein riesiges Stellengesuch-Netzwerk ist und meldeten uns gleich wieder ab. 


Nichts Neues aus der Spam-Wüste

Unsere Spam-Roboter haben nichts zu tun. Vielleicht können sie ja ihre Zeit dazu nutzen, ein eigenes Ich zu entwickeln. Außer den Spendenaufrufen von Michelle und Barack Obama, Joe Bidden und den namenlosen Vertretern seines Wahlkampfteams findet sich nichts Spektakuläres in unserem Postfach. Keine Witwen, die uns 10 Millionen $ überweisen wollen und keine Ölingenieure, die Kunst erwerben möchten. 


Mondmusik

Ein Lichtblick hingegen war für uns uns eine Sendung von Gundi Feyrer mit sehr seltsamer Tanzmusik. Daraus veröffentlichen wir gleich eine CD unter dem Titel "Mondmusik". Getanzt wird aber nicht auf dem „Meer der Ruhe“ unseres Erdtrabanten sondern entlang den Methanflüssen und -seen auf dem Saturnmond Titan.

Eine Hörprobe kann man hier finden:

http://soundcloud.com/hartmut-andryczuk/gundi-feyrer-mondmusik-no-5


In der „Neuen Züricher Zeitung“ wurde Gundis letzter Roman Die Trinkerin oder mein Leben und ich besprochen.

http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/er-und-es-1.17635157

Dienstag, 25. September 2012

Wolfgang Müller - MÜLLUNG

Konzeptkunst für Unternehmensberater?


Zur Frankfurter Buchmesse erscheint ein neues Künstlerbuch von Wolfgang Müller im Hybriden-Verlag. Das vorliegende Material dieser MÜLLUNG wurde innerhalb eines Jahres gesammelt, zusammen gestellt und zeigt Fundstücke, Notizen, Korrespondenzen, Typoskripte, Zeichnungen u.v.a.m. 

Themen sind dabei zum Beispiel Wolfgang Müllers Ableben in der Genios Deutschen Wirtschaftsdatenbank, Alternativen zu leicht brennbaren Adventskerzen und missionsallergische Atheisten (W.M.). Wir bekommen Einsicht in die Gema-Korrespondenz mit "Wolfgang Müller-Wolf", findern eine Autogrammkarte mit Verfallsdatum, handschriftliche Notizen zu der merkwürdigen Frage "Was war gut an Berlusconi?" oder auch "Welche konkreten Weltverbesserungsmaßnahmen hast du 2011 erbracht?"

Die Typoskripte "Séance Vocibus Avium" (Karl Sczuka-Preis) und "Wísk niwáhsen wísk nikahseriiè:take kanien’kéha wa’katéweienste" oder "Learning Mohawk in fifty-five minutes" sind vollständig in die MÜLLUG eingebunden und mit Originalzeichnungen erweitert. Weitere Notizen finden sich zu "Wittgenstein in Island" und auf Carsten Höllers Einladungskarte zu seiner Ausstellung "SOMA" im Hamburger Bahnhof: DER KÜNSTLER WIRD PERSÖNLICH ANWESEND SEIN: ER IST DER ORIGINALE WEIHNACHTSMANN! 

Weitere Themen-Highlights sind: besamte Papierflugzeuge, feenhafte Grüße von Aurora Anne, Bettelbriefe für die erweiterte Ausgabe von "Rotkäppchen" sowie das Theaterstück "Eulenspiegel und die Banane" in vier Akten. 

Neben einer Amazon-Rezension zu erotischen Handyledertaschen folgt ein Fundstück zum "Obervogelgesang" sowie zu den Psycho-Allüren einer kuratorischen Vertretung. 
Und: werden Gäste in der Samoa-Strand-Sauna auf Sylt immer gefragt, ob sie sauber seien? 

Natürlich ist die Welt voller dummer und böser Menschen. Und es gibt auch Kunst-Stalker, die neidisch auf den Erfolg ihrer Kollegen sind. 

Die MÜLLUNG erscheint in einer Auflage von einem Exemplar.