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Freitag, 4. Januar 2013

Odenwald-Odyssee

Figur 7 "ohne Titel"


Die „Odenwald Odyssee“ ist ein Langzeitprojekt, eine Art Logbuch mit geplanten 365 Einträgen in 365 Tagen - und hat am 30. Dezember 2012 begonnen.

Hier ist der heutige Eintrag: „WARUM ICH BEI DER AUFNAHMEPRÜFUNG AN DER KUNSTHOCHSCHULE HAMBURG IM BEREICH „FREIE KUNST“ ANFANG DER 1980er JAHRE DURCHGEFALLEN BIN. Das Thema war nicht „Die Vertreibung aus dem Paradies wie bei Adolf Hitler. Es gab überhaupt kein Thema. In einem Werkstattraum zeigten die Studenten den Prüfungsprofessor Franz Erhard Walther ihre Mappen. Der Professor trank von Zeit zu Zeit Schnaps wie Kommissar Tremmel im ersten Tatort „Taxi nach Leipzig“. 
Ich bewarb mich mit einer ordentlichen Dokumentation zweier Performances unter dem Titel „Liebe zu Puppen“ (Literanover 1981) und „Mariage“ (Performance-Festival International 1982) in der Werkstatt Südstadt, Hannover. Dort traten seinerzeit auch Oliver Hirschbiegel, Boris Nieslony und Walter Baumann auf. Markenzeichen letzteren war es, immer als „Führer“ zu erscheinen. Ausserdem bewarb ich mich noch mit einem Tagebuch voller Liebesbriefe, da ich von meiner damaligen Freundin verlassen wurde. Franz Erhard Walther meinte: „Was will der hier. Das ist ein fertiger Künstler.“ Zwei Wochen später bekam ich die Absage in meiner Hildesheimer Absteige über dem Autohaus. Es war ein heisser Sommertag und ich betrank mich mit meinem Solipsisten-Freund R.M., fotografierte eine tote Ratte und wurde später in der „Tanz-Theater-Taverne“ verprügelt, da ich auf dem Klavier Antonin Artaud zu intonieren versuchte."

1 Kommentar:

  1. Lieber Hartmut, du hättest dich eben verstellen müssen, schauspielern müssen - in deiner Kunst. 1978 lehnte mich die Hochschule in Braunschweig ab. Diese Arschgeigen und Volldeppen, dachte ich. Doch 1980 schaffte ich es, in die Westberliner HdK aufgenommen zu werden: Ein Student im 4. Semester verriet mir, in meiner Mappe mein zeichnerisches Talent NICHT zu zeigen, sondern kleine Stümpereien und "Versuche" in Skizzen und Zeichnungen hineinzubringen. Farbtupfer, "Proben" und Versuche. Auf diese Weise hätten die die Bewerbungsmappe zu beurteilenden Professoren das "Gefühl" diese Person wäre noch "formbar" d.h. würde im besten Fall dann irgendwann so "ähnlich" wie sie selbst. Also "Schüler" des genialen Klecksgroßmeister Prof. Schnibowitz-Wutzelhuber. Die Zeichnungen meiner Bewerbungsmappe waren also mehr "Schauspielerei" als Zeichnungen - das war erfolgreich. Ich wurde angenommen. Erst im 4. Semester fragte ein misstrauischer Prof:" Was wollen Sie hier eigentlich überhaupt noch lernen? Sie wissen doch längst genau, was sie wollen oder?" Er hatte natürlich recht, andererseits war die Leitung der HdK( heute UdK) sehr stolz darauf, Studenten mit Meisterschülerehrung auszuzeichnen - die gleichzeitig (1987) zu den weltweit 130 offiziell von der documenta 8 eingeladenen Künstlern zählen, Die Tödliche Doris. Und doch gab es ein Grund für dieses Studium: Mich interessierte die Struktur der Kunsthochschule und ich brauchte "Freizeit" für meine Kunst, d.h. BaFöG. D.h. ich habe dort auch eine Menge gelernt, was ich später als an die HfbK Hamburg berufener Professor gut gebrauchen konnte.

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