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Mittwoch, 30. Januar 2013

Maximilian Barck gestorben


Gestern erzählte mir der Buchbinder Markus Rottmann, dass Maximilian Barck vor einigen Tagen gestorben ist. Maximilian Barck war Herausgeber der originalgrafischen Zeitschrift „Herzattacke“ und der Edition Maldoror. Mit Max Barck hatte ich einige wenige Begegnungen; die letzte war wohl zu der Ausstellung „Utopia“ mit Wolfgang Müller, Valeri Scherstjanoi, Felix Martin Furtwängler u.a. im Jahre 2005. Unser Verhältnis war von gegenseitigem Respekt geprägt. Max Barck und sein Publikationsprogramm hatte eine Vorliebe für surrealistische und neosurrealistische Autoren - und sicher war Lautréamont einer seiner Leitsterne. 

„Ich suchte eine Seele, die mir ähnlich wäre, und konnte sie nicht finden. Ich durchsuchte die verborgensten Winkel der Erde; meine Ausdauer war vergeblich. Allein konnte ich jedoch nicht bleiben. Ich brauchte jemanden, der meinen Charakter bejahte; ich brauchte jemanden, der ebenso dachte wie ich. (…) Einige Minuten lang sahen sie sich fest ins Gesicht; und beide erstaunten, so viel grausame Lust in den Blicken des anderen zu finden. Schwimmend drehen sie sich im Kreise, lassen einander nicht aus den Augen und jeder sagt sich: ‚Ich lebte bis jetzt im Irrtum; da ist einer, der böser ist als ich.‘ Da glitten sie zwischen zwei Wellen, einstimmig und in gegenseitiger Bewunderung aufeinander zu, die Haiin, das Wasser mit ihren Flossen zerteilend, und Maldoror, die Fluten mit seinen Armen schlagend; und sie hielten den Atem an in tiefer Verehrung, jeder von dem Wunsche erfüllt, zum erstenmal sein lebendiges Ebenbild zu betrachten.“ (Die Gesänge des Maldoror, 2. Gesang, 13. Strophe)

Durch Max Barcks Engagement und Initiative ist ein umfangreiches Editionswerk entstanden. Autoren und Künstler der „Herzattacke“ und der „Edition Maldoror“ sind u.a. Strawalde, Felix Martin Furtwängler, Klaus Zylla, Tina Bara, Klaus Staeck, Elisabeth Lenk, Richard Anders u.v.a.m. 

Im Jahre 2005 erhielt Maximilian Barck für seine kleinverlegerische Leistung in der Sparte Zeitschrift den V.O.Stomps-Preis der Stadt Mainz.

Markus Rottmann, der mit Max Barck über Jahrzehnte befreundet war, meinte: „Was er mit seinem Engagement in seinem relativ jungen Leben produziert und geleistet hat, schaffen andere nicht einmal mit 80 Jahren“. 

Hartmut Andryczuk

http://herzattacke.de/index.php?id=home

Samstag, 26. Januar 2013

Mittwoch, 23. Januar 2013

Meue Nermanische Gedizin

Eine fortgeworfene Zeichnung
von Wolfgang Müller


Der Daten-Messie mag die Sendung „Abenteuer Diagnose“. Gezeigt werden dort die Leidensgeschichten von Menschen mit seltenen Krankheiten und ihre Odyssee durch die Arztpraxen. Meist werden die Patienten dann mit standardisierten Diagnosen abgefertigt. Es gibt auch Hausärzte, die schauen erst einmal bei Netdoktor, was ihre Patienten haben könnten. Wenn die Therapie dann nicht hilft, ist das Leiden psychisch. Wenn Schmerzmittel, Antidepressiva und Psychotherapeuten nicht helfen, landen die Menschen beim Quacksalber, Kartenleger oder Astrologen. 

Dabei gibt es sicher sympathische und unsympathische Irre. Einer unserer Favoriten für das Beispiel des unsympathischen Irren ist Ryke Geert Hamer und seine „Neue Germanische Medizin“. Die glaubt, dass Krebs durch einen seelischen Schock ausgelöst wird, deren Herde man im Gehirn im MRT erkennen könne. Ryke Geert meint auch, Krebs heilen zu können. Schmerzen sollte man niemals mit Morphium betäuben. Es würde den „biologischen Naturgesetzen“ und seinen „eisernen Regeln“ widersprechen. Die Therapie des Krebses besteht in der Konfliktbearbeitung, dem Ertragen der Schmerzen und den Glauben an die „Germanische Neue Medizin“. Übrigens wüssten das die Juden und würden nur Nicht-Juden mit Chemotherapien behandeln. AIDS exisitiert übrigens auch nicht sondern ist nur eine Form von Allergie. Jeder, der sich gegen die „jüdische Schulmedizin“ wendet, wird registriert und kann via Satelliten-Fernsteuerung mit Gift eliminiert werden, das in einem implantierten Chip steckt. 

Gegen Ryke Geert Hamer war Ron L. Hubbard ein Intellektueller. 

Natürlich gibt es seltene Krankheiten, die die Pharmaindustrie nicht interessiert und wo die Forschung keine Gelder bekommt. Menschen, die zum Beispiel an Morbus Pompe oder Chorea Huntington leiden, haben nur eine schwache Lobby. Bandscheibenoperationen hingegen werden gern finanziert, obwohl sie medizinisch sehr fragwürdig sind.
Das neue Ideal heisst „Personalisierte Medizin“. Etwas anderes kann gute Medizin auch gar nicht sein. Dazu braucht es offenbar aber nicht nur ein besseres Wissen über genetische und psychologische Zusammenhänge sondern auch eine brauchbarere Informationsverarbeitung und Qualitätssicherung. 

Links:

Alma Fathi, Die ideologischen Hintergründe der Germanischen Neuen Medizin

Morbus Pompe, Chorea Huntington & Co.


Mittwoch, 9. Januar 2013

Mundlaut und Sprachspuren


Jaap Blonk, "Handicap" (Abb. aus
"Sprachspuren/Traces of Speech")

Unter dem Titel „Mundlaut und Sprachspuren“ findet am 11. Januar 2013 um 20 Uhr 30 im Buchhändlerkeller Berlin eine Performance des niederländischen Sprachkünstlers Jaap Blonk statt. Vorgestellt wird u.a. seine erst kürzlich im Hybriden-Verlag erschienene Künstleredition „Sprachspuren / Traces of Speech“. Moderation: Hartmut Andryczuk.

Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft des Königreichs der Niederlande in Berlin und des Letterenfonds Amsterdam.
Jaap Blonk (* 1953 in Woerden, Holland) ist Komponist, Dichter, Klangpoet und Performer. Er studierte zunächst Physik, Mathematik und Musikwissenschaft, brach diese Ausbildung später jedoch ab. In den späten 1970er Jahren begann er, Saxophon zu spielen und zu komponieren. Wenige Jahre später entdeckte er sein stimmliches Potential, zunächst beim Rezitieren von Gedichten, dann beim Improvisieren und bei der Aufführung eigener Vokalkompositionen. Fast zwanzig Jahre blieb die Stimme sein Hauptmittel beim Entdecken und Erforschen neuer Klänge. Um das Jahr 2000 begann Blonk auch Elektronik in seine Arbeit mit einzubeziehen. Neben Samples seiner Stimme verwendete er zunehmend dabei auch synthetisch erzeugte Klänge. 2006 zog er sich ein Jahr von der Bühne zurück, in dieser Zeit widmete er sich seinem Interesse für die Mathematik, er begann mit der Erforschung der Möglichkeiten algorithmischer Kompositionen für die Schöpfung von Musik, visueller Animation und Poesie.
Auftritte führten und führen Jaap Blonk durch Europa, die USA, Kanada, Indonesien, Japan, Südafrika und Lateinamerika.
Hartmut Andryczuk (* 1957 in Barsinghausen/Deister) ist Künstler, Autor und Verleger.
1993 gründete er den Hybriden Verlag, der sich zu einem internationalen Forum für zeitgenössische Künstlerbücher entwickelt.
Buchhändlerkeller Berlin, Carmerstraße 1, 10623 Berlin-Charlottenburg
Buchhändlerkeller Berlin:
Sprachspuren / Traces of Speech

Freitag, 4. Januar 2013

Odenwald-Odyssee

Figur 7 "ohne Titel"


Die „Odenwald Odyssee“ ist ein Langzeitprojekt, eine Art Logbuch mit geplanten 365 Einträgen in 365 Tagen - und hat am 30. Dezember 2012 begonnen.

Hier ist der heutige Eintrag: „WARUM ICH BEI DER AUFNAHMEPRÜFUNG AN DER KUNSTHOCHSCHULE HAMBURG IM BEREICH „FREIE KUNST“ ANFANG DER 1980er JAHRE DURCHGEFALLEN BIN. Das Thema war nicht „Die Vertreibung aus dem Paradies wie bei Adolf Hitler. Es gab überhaupt kein Thema. In einem Werkstattraum zeigten die Studenten den Prüfungsprofessor Franz Erhard Walther ihre Mappen. Der Professor trank von Zeit zu Zeit Schnaps wie Kommissar Tremmel im ersten Tatort „Taxi nach Leipzig“. 
Ich bewarb mich mit einer ordentlichen Dokumentation zweier Performances unter dem Titel „Liebe zu Puppen“ (Literanover 1981) und „Mariage“ (Performance-Festival International 1982) in der Werkstatt Südstadt, Hannover. Dort traten seinerzeit auch Oliver Hirschbiegel, Boris Nieslony und Walter Baumann auf. Markenzeichen letzteren war es, immer als „Führer“ zu erscheinen. Ausserdem bewarb ich mich noch mit einem Tagebuch voller Liebesbriefe, da ich von meiner damaligen Freundin verlassen wurde. Franz Erhard Walther meinte: „Was will der hier. Das ist ein fertiger Künstler.“ Zwei Wochen später bekam ich die Absage in meiner Hildesheimer Absteige über dem Autohaus. Es war ein heisser Sommertag und ich betrank mich mit meinem Solipsisten-Freund R.M., fotografierte eine tote Ratte und wurde später in der „Tanz-Theater-Taverne“ verprügelt, da ich auf dem Klavier Antonin Artaud zu intonieren versuchte."