Translate

Donnerstag, 13. August 2015

Aus dem Ordner Ablage (Diskussion "Digitale Poesie", 13.02.2004)


Während ich den einzig wirklich amüsanten Redner dieser Diskussion filmte, der von Nerds, dem Chaos Computer Club, der Divergenz zwischen Dicht- und Programmierkunst filmte, sagte L. dauernd: "Machst du mir eine Kopie, machst du mir eine Kopie; ich schreibe eine Geschichte, ich schreibe eine Geschichte." Am Ende verstand ich kaum etwas - weder mit Simultanübersetzung noch ohne. Es wurde über Hypertexte, Schriften, Poesie-Programmierungen, Semantik, Semiotik, Modalitäten und Modelle gesprochen - aber der Sinn wurde kaum erfasst. Sprach mit André Vallias, der sehr sanft und freundlich war und meinte, die Künstler fügen sich in ihre Institution ein und stecken ihr Territorium ab wie pissende Hunde. Ging dann mit R. und L. ins Restaurant. L. bestellte dasselbe wie ich: Bratwurst mit Kartoffelsalat, Tomaten und Gurken. L. ließ die Gurken auf dem Teller liegen und sprach von Wolfdietrich Schnurre und dem "Tractatus logicus philosophicus" von Wittgenstein. R. murmelte etwas durch seine neue Wäsche: neue Hose, neuer Pullover, neue Schuhe, neue Socken, neue Jacke - von den Nerds bei der ersten grossen Netzwerkeinrichtung im Jahre 1994. Was ist ein Nerd? Ein Nerd ist ein asozialer und hässlicher Technoid, der sich in der Öffentlichkeit tapsig bewegt und den die Frauen hassen. Ein Geek hingegen ist der eloquente Vermittler, der sein Computerwissen vermitteln kann und bei Frauen gut ankommt. Während wir aßen und redeten, sahen wir einen kleinen grauen Mann. Das war Heinz Gappmayr, der aber nicht zur Diskussion kam, sondern sich eine Ausstellung ansah. Beim Abschied fragte mich L., ob wir Herrn Gappmayr begrüssen sollten. Ich ging zu ihm hin, gab ihm die Hand, stellte L. und mich vor. Herr Gappmayr sprach von seiner Ausstellung im Mies van der Rohe Haus in Höhenschönhausen. Und L. sprach von V. Seine Begleiterin flüsterte ihm etwas ins Ohr und wir verabschiedeten uns. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen