Translate

Freitag, 1. Mai 2015

VERLOREN – GEFUNDEN, Folge II - Die Bücher MOHWEL, Erste neue Lieferung, Teil 2 (2000)


Danach wurde die Herausgabe der Zeitschrift eingestellt. Theodore zog in besagtes Einzmmer-Appartement und MOHWEL verschwand für einige Jahre. Gelegentlich tauchte er an mehreren Orten zeitgleich auf: aus Vina del Mar meldete der regionale Radiosender, das er ein neues Fischrestaurant eröffnet hat, während er mit nordhessischen Geschäftsleuten in der Oper von Bebra gesehen worden sein soll. Böse Zungen behaupteten, er wäre ein Produzent für SNUFF-Videos. 

Die anderen  Figuren der Bücher: sind sie auch geflohen? Ich habe ihre Namen vergessen. Nur an einige erinnere ich mich noch: Theodor Fontane, Heinrich Schiff, Abdullah Eisenhut? Haben sie geheiratet und Kinder gezeugt? Einfamilienhaus im Grünen mit Golden Retriever, Klavierschule, Öko-Test-Abbonement und Wildblumenwiese? Bim und Bam sind 1992 in die Kameradschaft Adelebsen eingetreten. Das wundert mich nicht. Sie waren schon damals nicht sehr selbstbewusst und hatten einen Hang zu radikalen Lösungen. Bam verbrannte sich selbst vor dem Bundesverfassungsgericht und Bim fuhr daraufhin nach Walhalla. Abdullah Eisenhut eröffnete 1993 ein Feinkostgeschäft in der Fussgängerzone von Siegen und schrieb an die Schaufenster: “NICHT FÜR TÜRKEN UND DEUTSCHE; NUR FÜR MOHWELIANER!”. Das Kreisblatt Siegen schrieb dann in seinen lokalen Nachrichten: “Feinkostgeschäft in der Universitätstrasse eröffnet. Aber was sind Mohwelianer”? 

Man kann sich denken, das niemand darauf in dieser Stadt, deren Höhepunkt die Kreissparkasse darstellt, eine Antwort wusste. Weder Professor Karl Riha von der Universität Gesamthochschule Siegen, der einen Freundschaftskreis der Schmidtianer gegründet hatte noch sein ihm nahestehender Publikationsfreund Professor Dr. Siegfried J. Schmidt. Diese beiden sprachwissenschaftlichen Koryphäen, gewohnt sich in abseitigen Wissenschaftsgebieten zu bewegen, motivierten eine Gruppe von Studenten der Sprachwissenschaft, Erkundungen über das System und Verhalten der
MOHWELIANER einzuziehen. Dieser Feldforschungs-Versuch dauerte etwa ein Jahr. Danach konnte man folgende Informationen in der Universitätszeitschrift “SIEGENER SÄULEN” veröffentlichen, die folgenderweise gegliedert waren:“DIE MOHWELIANER - Vorbemerkungen, Gründung der Sekte, Erscheinungsbild der Mitglieder, Philosophie, Publikationen.” 

Das Gründungsjahr war etwa 1182, als Probst Bodo nach Niedersachsen aufbrach, um dort in einer kleinen Gemeinde ein Augustinerkloster zu bauen. Das Synonym für Probst Bodo war MOHWEL, aber die Historiker sind sich nicht einig, woher dieser Name stammt. Einige glauben, das der wahre MOHWEL Augustinus persönlich war, aber das sind nur vage Hypothesen: ebenso wie es sich nicht restlos beweisen lässt, das der Homo sapiens einen Genozid and den Neandertalern beging.

Wahrscheinlicher ist es, das die MOHWELIANER die Cro-Magnon-Menschen auslöschten. Die Höhlenmalereien hielten sie für die Werke katatoner Schizofrener, die kurzzeitig aus ihrer langen Lethargie erwacht waren. Probst Bodo wusste noch von diesem frühen Holocaust und glaubte, das vor etwa 20000 Jahren parallel zu der Jäger- und Sammlerkunst die ersten Serien von Ikonen entstanden. Gott war noch als Person erkennbar: er war gross, blass, haarlos und trug ein Kleid aus hellem Ziegenhaar. Man kann sich bei diesem Abbild vorstellen, das die zeitgenössischen MOHWELIANER leise und langsam sprechen. Die Gesten waren immer dissoziativ zu dem Sinn der Worte. In der Publikation folgte dann eine lange Abhandlung über das Geschlechtsleben dieses Volksstamms, über Inzuchtpraktiken, die uns hier aber nicht weiter interessieren. 

SCHNITT. Universitätsstrasse Siegen, Dezember 1992. Lesung im Feinkostgeschäft Abdullah Eisenhut. Der Inhaber stellt seine neuesten Kindheitserinnerungen vor: “In der Art, wie mein früherer Klassenlehrer Hans Banse einen Apfel schälte, lag der ganze Nationalsozialismus seiner Generation. Sein Sohn lebte nackte im Wald. Man fand ihn nicht sofort. Die Jäger der umliegenden Gemeinden hatten Schwierigkeiten, die Jagt auf Hans Banses Sohn zu koordinieren, da einige ihre Fake-Handys mit ihren tatsächlichen Mobiltelefonen verwechselten.”

Montag, 27. April 2015

VERLOREN – GEFUNDEN, Folge I - Die Bücher MOHWEL, Erste neue Lieferung (2000)


Mit VERLOREN – GEFUNDEN wird eine Textfolge veröffentlicht, die zu gut ist, um gelöscht - und zu schlecht - um publiziert zu werden. 

Der Daten-Messi beginnt mit den Büchern MOHWEL von Matthias Gruppe und Hartmut Andryczuk. Der ursprüngliche Kollektivtext begann im Jahre 1984 in der Ruhstrathöhe in Göttingen. Nach Einbruch der winterlichen Dunkelheit trafen sich die Protagonisten zum Schreiben. Man betrank sich gemeinsam in der Küche, bis ein Autor das Zimmer betrat, um auf einer einzelnen Schreibmaschine zu schreiben. Danach verliess er häufig grinsend den Raum, um den anderen Schreiber Platz zu machen. 

Nach einigen Textfolgen ergänzten die Autoren ihre mohwelitische Arbeit mit Kassettenrekorder-Aufnahmen, indem sie die Texte mit verstellten Stimmen vorlasen oder auch auf Waldhörnern bliesen. Jeder dieser Sessions dauerte bis spät in die Nacht oder bis zum Morgengrauen. Leider sind die Tondokumente verschwunden.

Unglücklicherweise ist das gesamte Typoskript aus den 1980er Jahren verschwunden, da der Korrekturleser das Manuskript in seiner Wohnung vergessen hatte, die 2014 zwangsgeräumt wurde. 

Im Jahre 2000 besuchte uns unser alter Solipsisten-Freund Matthias Grupe überraschend in Berlin und wir entschieden uns, die "Bücher Mohwel" weiter zu schreiben. Es entstand ein kurzer Text-Wechsel, der hier zum ersten Mal veröffentlicht wird.

Nach einigen Monaten hörte ich nichts mehr von Matthias. Ich hatte ihn zuvor 16 Jahre nicht gesehen. Er war nicht mehr erreichbar, hatte keine nachvollziehbare Anschrift, keine Telefonnummer und keine Malianschrift. Selbst alte Bekannte wussten nichts Genaueres über ihn. Mal sah man ihn morgens um vier Uhr in einer Diskothek, dann wieder nachmittags in einer Vorlesung. Andere hatten ihn  schon monatelang nicht mehr gesehen. Das war, wie gesagt, im Jahre 2000.

Inzwischen sind wieder 15 Jahre vergangen. (Hier die erste Folge):

Ich kann mich nur schwer an Theodore Köpfen erinnern. Gänselieselbrunnen, Klinkersteinstrasse, eine ehemalige Baptistenkirche, in der im letzten Jahrhundert sich eine fanatische Sekte von Bergarbeitern niedergelassen hatte, bevor der Magistrat der Stadt Göttingen die Mitglieder verjagte. 

Theodore Köpfen war kein Bekannter von MOHWEL; nicht mal entfernt. Warum nur ist er jetzt in meiner Ernnerung? Eigentlich war ihm nichts mehr geblieben: keine Nokia-Aktien, keine Liaison, keine Manuskripe. Nicht der Hauch eines Gedichts, nicht der Ansatz einer Zeile. Alle Audio-Kassetten hatte sein Steuerberater eingezogen. Aber ich erinnere mich auch nicht mehr, wozu Köpfen einen Steuerberater brauchte. Keine Einnahmen, keine Ausgaben. So hockte er in seinem Einzimmer-Appartement mit Kochnische und Hängeboden und blickte schon die ganze Zeit auf seine elektronische Fake-Fussfessel. Sollte er diesen Raum verlassen? Und wenn ja, wohin und wozu? In der Brusttasche seines marineblauen Hemdes biepte sein Fake-Mobiltelefon mit der Musik von Vivaldis “Vier Jahreszeiten”. Dieser Apparat war darauf programmiert worden, sich alle 15 Minuten zu melden. 

Eine Amsel liess sich am Fensterbrett seiner Kochnischen-Aussicht nieder, hielt einen Wurm in seinem Schnabel, der folgende Worte zu Theodore sprach: “Verlass diesen Raum niemals. Denk nicht einmal daran. Wenn du ihn verlässt, wirst du sterben.” Und als Theodore diesen Symbolismus völlig begriffen hatte, fiel der Wurm aus dem Schnabel und suchte auf der ebenen und glatten Fläche des Fensterbretts eine Vertiefung, um seinen Körper zu schützen. Allzumenschliche Wurm-Interpretationen? Liegt in den hektischen Pendelbewegungen und Krümmungen des Wurm-Körpers auf einer ebenen Fläche eine Art Ekstase, von der weder Theodore Köpfen, noch MOHWEL, noch der Singvogel etwas wissen?

Die Amsel hatte ihre Art zu singen: Singvogel-Art. Theodore Köpfen seine Art auf die Fake-Fussfessel zu blicken, aber diese Art war nichts Besonderes und auch nichts Schönes. Eigentlich war es keine richtige Art: vielmehr glotzte er eher stumpfsinnig darauf. Vermutlich hatte er vergessen, das die Fussfessel nichts fesselte. Man muss begabt sein, um Würmer sprechen zu hören. Aber diese Begabung hatte er nicht.

MOHWEL schrieb keine Briefe mehr an ihn. Ich erinnere mich nur an einen, den er 1985, (Poststempel Ulan Bator) abschickte und die folgende Nachricht enthielt: “Sehr geehrter Herr Köpfen. Obwohl ich eine moderne mythologische Gestalt bin, habe ich mich dazu entschlossen, Schriftsteller zu werden. Können Sie mir Verlage nennen, an die ich meine Manuskripte senden kann. Ich wäre zunächst auch mit einem alternativen einverstanden, welche meine Prosa, Lyrik, Essays, Übersetzungen, philosophischen Betrachtungen und experimentell verschachtelten Wort- und Satzmontagen in fotokopierten Auflagen und Selbstbindearbeit produzieren. Da ich infolge meiner früheren Feldzüge sehr reich geworden bin, kann ich aber auch für alle Herstellungskosten aufkommen. Mit freundlichenGrüssen: M.” 

Antwort: “Lieber MOHWEL, ich kenne eine Vielzahl kleiner Verlage, deren Lektoren sehr offen für neue Texte sind. Obwohl ich deine Texte nicht kenne, würde ich gerne eine kleineTextprobe in unserer Zeitschrift “DER REIFENDE APFEL” abdrucken. Theodore”.
Und hier ist das gedruckte Gedicht von MOHWEL: DER REIFENDE APFEL Nr. 93 B, Salzgitter 1986.

“In der Wüste Gobi
fahren manchmal Autos
aber auch Züge
Kamele
gab es einmal dort
Jetzt nur ab und zu
Gelegentlich stört
ein Thunfisch
meine Aktivität
obwohl er tot ist
Die ganze Wüste
ist mein zuhause
Gestern hätte ich 
gern Affenbrotbäume
gesehen
am Horizont 
der Ozean
das Boot
von Heinrich Schiff.


(Fortsetzung folgt)”


Donnerstag, 23. April 2015

Borrelien-Alarm bei Patient SSW802X

HA, Danke AOK 

Am Morgen ein Telefonanruf. Meine Kollegion ist am Apparat. Sie schaut ein wenig verstört drein. Diesen Blick kenne ich. Der besagt so viel wie: da ist schon wieder so ein bekloppter Künstler am Telefon, der seinen Namen nicht sagen will und sofort und ohne Gruß einen Hartmut Andryczuk vom Hybriden-Verlag sprechen will. Auch das noch: ein Künstler-Anruf am frühen Morgen. Hoffentlich nicht jemand, der mir sein Werk vorstellen will. In meinem "Alles-Scheiße-Zustand", wo ich 57jähriger mir wie 75 vorkomme, will ich niemanden sehen, niemanden sprechen und schon gar nicht treffen. 

Aber diesmal ist es anders. Die Dame stellt sich als eine Frau Soundso vom Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg vor. 

"Sind Sie Herr Andryczuk?"
"Ja."
"Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sie eine Infektionskrankheit haben."
(Kurze Pause. Was könnte das sein: HIV, Hepatitis C, Ebola?).
"Es wurden Antikörper gegen Borrelien in ihrem Blut entdeckt. Sie haben eine Borreliose. Waren Sie in der letzten Zeit öfters im Freien?"
"Nein, ich bin nicht mit kurzen Hosen durchs Schilf gewatet und erinnere mich nicht daran, von einer Zecke angefallen worden zu sein." Seit Jahren schon nicht. Der letzte Zeckenüberfall muss etwa im Jahre 1978 oder 1979 gewesen sein. Damals saugte sich das Monster an meinem Ohrläppchen fest. Und was kann ich dagegen tun, frage ich die Frau vom Gesundheitsamt.
"Oh, das ist ganz schwierig. Eine Bekannte von mir hat auch Borreliose. Antibitiotika hat dagegen gar nichts genutzt, aber Heilerde hat ihr geholfen. Sie müssen da zu einem Spezialisten, aber da gibt es ganz wenige und die sind alle völlig ausgebucht. Einen Termin bekommen sie da ganz schwer."

Zuletzt bekomme ich den Rat, bei Google zu suchen. Das ist ein ausgesprochen toller Vorschlag. Beim Suchbegriff "Borreliose" landet man mit ziemlicher Sicherheit bei irgendwelchen Selbsthilfe-Irren, Angst-Neurotikern und Hypochonder-Zirkeln, die jede Phobie, jede depressive Anwandlung, grippalen Infekt, Menstruationsbeschwerden und Nagelbettentzündung als Folge der Borrelien-Infektion vermuten. Als Therapie buchen sie dann als Selbstzahler aufwendige Antibiotika-Kuren und ominöse Western-Blot-Tests, die ihre Nerven völlig zerrütten. Ich frage da lieber einen Fachmann, den Dr. B. Der ist zunächst nur entsetzt über soviel Dummheit am Telefon, meint, dass die Sache ziemlich harmlos ist und er bei diesen Antikörper-Werten erst einmal gar nichts zu tun würde. Der Arzt im Labor bestätigt ihm seine Auffassung. Merkwürdig findet er nur, dass diese Infektion meldepflichtig ist, obwohl sich doch niemand damit ansteckt. Vielleicht sollte ich kein Blut mehr spenden.

Der Dame vom Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg kann ich ja einen Sack Heilerde senden mit dem Vermerk "Hat auch nichts genutzt". Patient: SSW802X.

Samstag, 28. März 2015

Colonel Wafa Alhalabi Adel

Zeichnung von Fritz Sauter

Der Daten-Messie hat endlich wieder einmal eine originelle Spam-Nachricht bekommen. Von einem echten Anti-IS-Kämpfer. Hier ist sie:

Ich weiß, dieser Brief wird Ihnen überraschen vor allem, wie Sie mich nicht kennen, und wir haben nicht before.My Namen erfüllt ist COLONEL.WAFA ALHALABI ADEL, erhielt ich Ihre Kontakt durch das Verzeichnis der Handelskammern und Industrie der Europäischen Union Während meiner Suche nach einem zuverlässigen und glaubwürdigen Person, die die Fähigkeit, Transaktions riesiger Größe und volume.I Griff haben haben Ihr Profil und Ihren Lebenslauf zu sehen, nachdem sie durch andere Überlegungen entschied ich Sie diese Propsal zu senden.

Ich bin der Kommandant der syrischen Nationalen Armee im Kampf gegen die Rebellen ISIS (islamischen Staat Kämpfer).

Dieser Umstand habe diesen Vorschlag aufgefordert, und ich werde nach Ihrer Annahme erklären, mehr im Detail. Ich habe die Summe von sechzehn Millionen fünfhunderttausend US-Dollar, die ich von Geschäftsabschlüssen Öl erhielt hier. dieser Fonds ist derzeit mit einem Rot-Kreuz-Einheit mit einem refrence, dass ich den Kontakt für die wirkliche Besitzer des Fonds hinterlegt. Diese Maßnahme wurde getroffen, um mich von der Beteiligung der Fonds wegen der Militär Ethik, die uns zu der Geschäftstätigkeit beteiligten verbieten zu schützen.

Allerdings ist es unter meiner Macht zu genehmigen Wer kommt weiter für diese money.I, dieses Geld für wohltätige Zwecke in der Türkei, wo wir hohe Zahl von Flüchtlingen und dem Sudan, wo wir derzeit die höchste Zahl von Flüchtlingen infolge der Vertriebenen einsetzen möchten Krieg. Sie müssen sich solche Orte zu besuchen. Ich vergesse nicht in Indien die Vertriebenen.

Als ausgebildeter Fachoffizier habe ich ein 100% authentische Einrichtung zum Bewegen der Mittel aus durch diplomatische Mittel. Alles was ich brauche ist nur Ihr Einverständnis dafür zu tun, damit Sie die Mittel erhalten werden kann. Wenn Sie Interesse an dieser Transaktion sind, will ich dir geben, die vollständigen Details Sie für uns erfolgreich für die Durchführung dieser Transaktion müssen. Ich beschloss, jemanden, der wirklich und nicht imaginär ist zu finden, und deshalb ging ich zu einem offiziellen EU-Seite, wo kann ich sicher sein, dass die Person wirklich ist und ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen.

Ich tue dies auf Vertrauen, sollten Sie verstehen, und Sie sollten wissen, dass als ausgebildeter Militärexperte Ich werde immer auf Nummer sicher, wenn Sie die schlechte Art sind, aber ich bitte Sie nicht sind. Sechzehn Millionen fünfhunderttausend Dollar ist eine Menge Geld, die der Traum eines jeden ist. Kontaktieren Sie mich auf: col.waalhalabi09@gmail.com

Ich gebe Ihnen 15% des Gesamtfonds für Ihre Unterstützung. Ich hoffe, ich bin ehrlich genug

Mit freundlichen Grüßen in Aktive Dienst
Col. Wafa Alhalabi Adel.

Dienstag, 24. März 2015

der goldene buddha von ssang gye sa


im strengen winter 19.... verbrachte ich eine bestimmte zeit im zenbuddhistischen kloster ssang gye sa in südkorea. die temperatur sank tagsüber unter minus 10 grad. fast alle menschen hielten sich in ihren häusern auf. ich besuchte den grossen tempel mit der vielleicht 8 m hohen goldenen buddhastatue. der tempel war vollkommen leer. ich setzte mich ein paar minuten, eingepackt in meinen dicken anorak, auf den fussboden & blickte auf die unbeweglichen gesichtszüge des buddha. aber es war zu kalt um länger zu bleiben. ich erhob mich & im hinausgehen entliess ich einen langen lauten warmen furz in richtung auf den buddha. ich wandte meinen blick noch einmal zu ihm hin, & was entdeckte ich zu meiner riesengrossen freude: der grosse buddha zwinkerte mir mit einem seiner goldenen augen zu, als wolle er mir bedeuten, ich sei der einzige, der seine lehre verstünde.

H.G.

Montag, 23. März 2015

Magdalenas alte Tante Maria


Magdalena sagt, dass ihre Tante Maria eine merkwürdige Frau gewesen ist. 
Die Leute haben hinter vorgehaltener Hand über sie geredet.
Sie kam nie zum Gottesdienst.
Wieso sie nicht zur Kirche ging, wurde sie gefragt.
Wieso sie einen Mann anbeten solle, der schon lange tot ist, fragte Maria zurück.
Magdalena sagt, es verkehrten auch Männer in der Wohnung der Tante. 
Einige Jahre schrieb sie einem älteren, höher gestellten Mann.
Sie schickte ihm auch selbst gebackene Aprikosenplätzchen, Törtchen und kleine Bildchen, die sie in den Nächten in ihrem Schlafzimmer malte.
Auf ihrem Balkon pflanzte sie Margeriten, Veilchen und Nelken, die sie im Sommer trocknete und im Herbst zwischen die eng beschriebenen Seiten der Briefe legte.
Eine Weile liess sich der Mann von Maria umwerben.
Dann begann der die Briefe und Geschenke zurück zu schicken.
Später verliebte sich Maria in einem verheirateten Mann.
Auch dem verheirateten Mann gab Maria ihre Liebe Preis.
Magdalena sagt, dass die Leute mit bösen Zungen über die Tante sprachen.
Aber Maria machte weiter.
Sie sagte, dass Leben sei zu kurz, um es nicht zu tun.
Obwohl Maria eine hübsche anziehende Frau gewesen war, blieb sie ein Leben lang ledig.
Als sie starb, fand Magdalena in ihrer Wohnung unzählige Briefe und Geschenke, die Maria nicht habe loswerden können.
Jede Liebe hatte ihre eigene Holzkiste.
Sie war bis zum Rand vollgestopft mit Briefen, vertrockneten Blumenköpfen und schimmelnden Marmeladenplätzchen.

Lea Draeger

Sonntag, 1. März 2015

Müller & Müllung

Fundstück aus der Müllung: Über die Erotik von Handytaschen


Was tun?
Von Wolfgang Müller

Was behalte ich, was werfe ich weg? Das ist sicher eine der schwierigsten Fragen unserer Zeit. Täglich erreichen mich Mails, Briefe und Einladungen, bei denen ich mich nicht entscheiden kann, was damit zu tun ist. Wegwerfen oder behalten?

Vielleicht klingt dieser Brief, diese Mail, diese Einladung gerade uninteressant – in zwanzig Jahren könnte das allerdings ganz anders sein. Vielleicht ist diese unverschämte Mail irgendwann ja total amüsant und spannend? Oder vielleicht sind meine abgelegten Notizen und Kritzeleien irgendwann interessant zu studieren, für andere oder mich?

Ich entschloss mich, ein Fach mit der Beschriftung „Müllung“ anzulegen – eine Mischung aus „Sammlung“ und „Müll“. Dorthin sollte all das hinein kommen, was sich zwischen der nichtgetroffenen Entscheidung von Behalten/Sammeln und Wegwerfen/Müll bewegt. Namen und Adressen in der MÜLLUNG habe ich entfernt oder sie unkenntlich gemacht, um niemanden zu nahe zu treten. Mit Farbe und Text habe ich manche Blätter kommentiert und verziert.

Der Hybriden-Verlag hat dem Ganzen einen ansprechenden Rahmen gegeben, indem er MÜLLUNG zum Künstlerbuch machte. Insgesamt vier MÜLLUNG-Bände in goldenen Einbänden befinden sich in einem edlen Schuber. Das Unikat enthält insgesamt 606 Seiten. 

Müllung  
von An Paenhuysen

Wolfgang Müller has a name that sounds not in the slightest degree artistic - at least in the Northern hemisphere. To have stuck with such an unartistic name, which the artist even claims to be a little proud of, might work as proof of his single-minded character. The extraordinary is so obvious in art, that the ordinary of Wolfgang Müller ends up being so much more interesting and complicated. Wolfgang Müller likes to translate his name into Icelandic when he is in Iceland making art as Úlfur Hróðólfsson or sometimes he transforms it into a mere sound by writing it down as Müllerrrr. 

MÜLLUNG, his latest publication at Hybriden-Verlag, is a neologism that associates Müller with “Müll” (garbage) whereas the suffix “-ung” indicates the result of an action. The action between Müller and “Müll” took place on a daily basis, particularly during that moment of lull - should it go or should it stay? - when sorting out the mail. The artist archived the letters that were on the hem between going or staying, in order to give value to something that never had any value, had lost it, or was bound to lose it. The final value is symbolized by MÜLLUNG’s hard cover in the color gold. MÜLLUNG consists of letters that you open and you wish you hadn’t, letters that you stopped reading after the first line, and letters that you never opened at all. It consists of letters that made a Herr into a Frau, and letters that made the difference between exhibition invitations and Christmas cards vanish into thin air. 

MÜLLUNG consists of things that have no value in society despite the time investment in their making being significant, and it consists also of things that are exactly the other way around. In short, the frontside and the backside of MÜLLUNG is Wolfgang Müller. Because he doesn’t like to be merely on the receiving end of things, the artist claims ownership following the principle that everyone has a navel and there’s no need to act as if you don’t. So he likes tidying up by adding touches here and there, and making proposals in the margins.

The result is on view in the shop window of Kisch & Co and you’re kindly invited to attend, and window shop for as long as you wish.

Wolfgang Müllerrr
MÜLLUNG
Artist book presentation, 
arrangiert von Dr. An Paenhuysen
Freitag/Friday 6. März um 19.30 - 20.00  
Buchladen Kisch & Co.
Oranienstr. 25

Mittwoch, 18. Februar 2015

Interdisziplinär, vernetzt - mit simulierter Authentizität


Es gibt einige Modeworte, die immer wieder im kulturellen Kunstkontext auftauchen. Das eine ist „interdisziplinär“ und verspricht eine Synthese von künstlerischen oder wissenschaftlichen Ergebnissen und Aussagen. Kunst ist hingegen überhaupt keine Wissenschaft und hat in den verschiedenen empirischen Untersuchungsmethoden der Wissenschaft überhaupt nichts verloren. Was bei der Kunst „visionär“ sein kann, ist in der Wissenschaft meistens nur peinlich. 

Gemeint ist in der derzeitigen Subkultur vermutlich etwas anderes. Wir sind eine Open Community und betreiben Wissens-Sharing; gleichgültig, ob jemand Atomphysiker, Ornithologe, Autor, Kurator, Kritiker, Kunstmanager oder Bildender Künstler ist – Hauptsache die Grenzen werden überschritten und nicht erforscht. So ist der Kurator einer Ausstellung ein wichtigerer Künstler als der Künstler, der in der Ausstellung vertreten ist – was per se ein großer Unsinn ist. 

Da sich Kunst in der bürgerlichen Wahrnehmung auch immer gut für Dekor und Emblematik eignet, liegt es auf der Hand, dass sich öffentliche (Wissenschafts)Einrichtungen gern mit „interdisziplinären Projekten“ schmücken. Ob nun Ausstellungen im Botanischen oder Zoologischen Garten oder Hochzeiten in der Sternwarte, – beides bewegt sich im Grenzgebiet mangelnder öffentlicher Aufmerksamkeit und klammer Kassen. 

Was in der Off-Off-Kunst mit „Interdisziplinär“ gemeint ist, bedeutet das Nebeneinander von Teilaspekten, denen man eine visionäre Aura verleihen will. (Kunst und Neurologie, Hirnforschung und Kunst etc.). Dabei bedingt Interdisziplinarität die Synthese verschiedener Teilaspekte, ein reines Nebeneinander dieser Aspekte reicht hierfür nicht aus. 

Ein weiteres Mißverständnis ist der Begriff „vernetzt“. Das medizinische Adäquat findet sich in der Neurologie. Und Teile der subventionierten Hirnforschung untersuchen die Wirkung der Werbung auf bestimmte Hirnareale im CT, um das Produkt-Placement zu optimieren. 

Wohin wir auch gehen, worüber wir auch reden – eine Schleimspur des Konsums wird uns folgen. Eine moralische Aufgabe kritischer Kunst könnte es nun sein, sich in diesem Sinne nicht mehr zu vernetzen, Freundesanfragen zu ignorieren, aus dem permanenten Werbeblog auszusteigen und die sozialen Netzwerke als das zu identifizieren, was sie wirklich sind: asoziale Netzwerke. 

„Vernetzte Künstler“ mit ihren „interdisziplinären Projekten“ sind in diesem Sinne Teilaspekte einer unaufhörlichen Werbesignatur. 

Mit einem Freund sah ich mir eine Performance von Blixa Bargeld an - aus jüngerer Zeit. Und etwas später schaute ich noch einen Film unter der Bezeichnung „Vocal Art“, wobei die Performance mit „Vocal Art“ nichts zu tun hatte. Es wurden läppische Anekdoten über Kassettenrecorder aus dem letzten Jahrhundert erzählt, elektronische Rückkoppeliungsspielerien mit 50 Hz (oder mehr?) inszeniert und über ein Gedicht von Hans Arp schwadroniert, "das man bei Google garantiert nicht findet". Das Publikum lachte an Stellen, die ich überhaupt nicht witzig fand. Nun gut, Fans wahrscheinlich. 

Jenseits aller Häme fand ich das eher nur traurig. Was war das nun? Konzeptkunst, Performance, experimentelle Musik, Vocal Art? Von allem ein bisschen? Nein, nichts. Und dennoch ein interessantes Phänomen, was die Simulation von Authentizität angeht. 

Kann man etwas werden, wenn man nichts oder wenig kann? Ja, das geht. Die „Einstürzenden Neubauten“ waren die subkulturellen Meister des Eklektizismus. Sie waren weder Musiker noch Konzeptkünstler. Als Künstler waren sie zu schlecht und für wirklich schlechte Musik auch wieder zu gut. Damals genügte es, Krach zu machen, Heroin zu nehmen und Artaud zu zitieren um Genialität zu simulieren. Und das Feld aufladbarer Ikonen erschien grenzenlos: schizophrene Kunst, Dandyismus, Theater der Grausamkeit. Alle Aktionen als ein „als ob“ – Authentizitäts-Simulationen. 


Wenn der Simulator authentisch sein will, muss er seine Simulationen dementieren. Was bleibt ist das Dementi seiner Kunst, was einer wirklichen Tragödie gleichkommt. 

H.A.

(Auch eine Performance. Und gar nicht mal schlecht:)
https://www.youtube.com/watch?v=EpO6qagM8ZA

Montag, 16. Februar 2015

Abu Bakar auf dem Obersalzberg


Hitler liebte Hausmusik im engsten Kreise zur privaten Unterhaltung und zur Unterhaltung von Gästen auf dem Obersalzberg. Gerade zu dem Zeitpunkt, als Hanfstaengl die Bühne auf dem Obersalzberg verließ – Anfang 1937 – kommt ein weiterer Hauspianist ins Spiel, ein Künstler aus Java, der danach längere Zeit auf dem Obersalzberg wohnte und Hitler und Eva Braun mit seinen Klavierkünsten unterhielt. Der Journalist Iwan Ong Santosa und seine Mutter erinnern sich:

Anfang der 1990er Jahre wollte die Mutter von Iwan Ong Santosa ein Haus in Bogor in West-Java kaufen. Ihr wurde ein Haus in der Jalan Tajur angeboten. Iwan Ong Santosa, damals etwa 18 Jahre alt, begleitete seine Mutter zu einem ersten Besichtigungstermin. Das Haus machte einen etwas heruntergekommenen Eindruck, aber nach einer Renovierung hätte es ihren Ansprüchen genügt. Besonders gefiel ihnen der – ebenfalls etwas vernachlässigte – Garten. Die Mutter zeigte Interesse und es folgten noch weitere Verhandlungstermine in dem Haus des Eigentümers. Iwan Ong Santosa war von dem Hausherrn, seinen Erzählungen und der Einrichtung im Wohnzimmer des Hauses so beeindruckt, dass er seine Mutter bei jedem weiteren Besuch dorthin begleitete.

Der Hauseigentümer war ein gewisser Abu Bakar. Er war ein kleiner untersetzter Mann mit einem grauen Lockenkopf – so, wie ihn Albert Einstein hatte, eine echte Künstlernatur. Er gab Privatunterricht für Klavier und Violine und er konnte sich mit den Einnahmen gerade so über Wasser halten. Damals war er vermutlich schon an die 80 Jahre alt. Seine Hautfarbe war relativ hell, vermutlich die eines Indos, eines Mischlings. Was den jungen Iwan Ong Santosa besonders interessierte, war das Wohnzimmer. Das Möbelstück, das den großen Raum dominierte, war der mitten im Raum stehende mächtige Flügel. Violinen standen in den Ecken des Raums. Die Wände waren rundum mit vielen Fotos und Ausschnitten aus indonesischen und deutschen Zeitungen gepflastert. Sie zeigten Abu Bakar mit Hitler und Abu Bakar am Flügel spielend, mit Hitler und Eva Braun daneben. Abu Bakar habe stolz erzählt, dass er 1937 und während des Krieges in Deutschland gelebt habe, die längste Zeit davon in einem Nebengebäude von Hitlers Residenz auf dem Obersalzberg. Hier wäre er regelmäßig mit Hitler und Eva Braun zusammengetroffen, wenn sie am Abend bei seiner Musik Ent- spannung suchten. Als Junge war Iwan Ong Santosa tief beeindruckt, denn Hitler übte damals auch auf ihn – wie auf viele Indonesier – eine große Faszination aus.

Letztendlich kam der Hauskauf doch nicht zustande. Abu Bakar galt als sehr exzentrisch. Als die Verkaufsverhandlungen schon ziemlich weit fortgeschritten waren und kurz vor einem Abschluss standen, wollte er plötzlich sein trautes Heim doch nicht verkaufen. Die Mutter von Iwan Ong Santosa entschied sich für ein anderes Objekt. An mehr Details konnten sich Mutter und Sohn nicht mehr erinnern. Ich aber wollte noch mehr über Abu Bakar in Erfahrung bringen!

Im September 2011 begab ich mich mit Herrn Iwan Ong Santosa auf Spurensuche in Bogor. Zu der Zeit, als ich noch in Indonesien lebte, führte eine schmale Straße über Tjimanggis (heute: Cimanggis) nach Bogor, auf der man regelmäßig durch viele Verkehrstaus aufgehalten wurde. Heute gibt es eine Mautstraße mit Autobahncharakter, auf der man in einer halben Stunde im etwa 45 Kilometer entfernten Bogor ist.

Das Haus von Abu Bakar in der Straße Jalan Tajur war verschwunden. Wir fanden nur noch einen verwilderten Garten mit hohen Bambusstauden, Bäumen mit riesigen Papayas und ein paar Kokospalmen vor. Die älteren Nachbarn und ein pensionierter Verwaltungsbeamter des Distrikts wussten aber noch einiges über ihn: Abu Bakar sei um 1994 aus dem Haus ausgezo- gen und habe es an den jetzigen Nachbarn, einen Kraftfahrzeughändler, verkauft. Zu der Zeit sei er schon sehr alt gewesen und sei vermutlich in Jakarta in einem Altersheim verstorben. Abu Bakar war sein Leben lang Junggeselle und er sei im Alter sehr einsam gewesen. Verwandtschaft wurde nie bei ihm gesehen und es wurde vermutet, dass er keine Verwandten in Indonesien hatte. Seine einzige Ablenkung von der Einsamkeit seien das Klavierspiel und der Klavier- und Geigen-Unterricht gewesen. Bis zu seinem Auszug hätte er Jugendliche in seinem Haus unterrichtet.

In den 1930er Jahre sei sein Leben allerdings viel aktiver gewesen. Er sei oft auf verschiedenen Plantagen rund um Bandung engagiert worden, um dort für die einsamen weißen Pflanzer und deren Familien, gegen eine Entlohnung Klavier-Konzerte zu geben. Hauskonzerte dieser Art waren damals bei den Plantagenverwaltern allgemein üblich und beliebt.

Abu Bakar war – wie von Herrn Iwan Ong Santosa richtig vermutet wurde – ein Indo, ein Mischling von einem islamischen Vater aus Westjava und einer holländischen Mutter. Dies erklärte auch seine hellere Hautfarbe. Diese hellere Hautfarbe war unter den gebräunten Menschen eigentlich sehr wertvoll und geschätzt. Schwangere Frauen aßen sogar Safranblüten und Blätter der Hibiskusblüten, da nach einer alten Überlieferung die Kinder dadurch hellhäutiger werden würden. Auch in Apotheken werden bis heute Cremes und andere Mittelchen hergestellt, um die dunkle Haut zu bleichen.

Im Netzwerk der indonesischen Gesellschaft saßen die Mischlinge jedoch immer zwischen zwei Stühlen: Von den weißen Niederländern wurden sie nicht für voll genommen und mussten um Anerkennung kämpfen; unter den Einheimischen wurden sie als überheblich und eher der weißen Rasse zugetan eingestuft. Für Indos war es weit schwieriger auf der gesellschaftlichen Leiter nach oben zu kommen als für die Blanken, wie die ‚Weißen‘ von den Einheimischen genannt wurden. Die Indos bekamen nur selten von den Blanken und von den Einheimischen Anerkennung. Wie Abu Bakar wurden diese Menschen oft von Einsamkeit geplagt. Daher war seine Gastrolle bei Hitler für ihn etwas ganz Besonderes.

Wie die Nachbarn erzählten, hätte Abu Bakar im Alter immer wieder stolz von seinem Aufenthalt bei Hitler auf dem Obersalzberg erzählt und Fotos mit Hitler und Eva Braun gezeigt. Nach den Erzählungen der Nachbarn schien dies die wichtigste Periode seines Lebens gewesen zu sein.

Leider waren die Fotos und Zeitungsausschnitte bei unserem Besuch in Bogor verschwunden. Kontaktpersonen oder Anhaltspunkte über seinen letzten Aufenthalt konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Vermutlich sind diese Zeitdokumente mit Abu Bakar ins Grab gegangen, oder beim Abriss seines Hauses unter den Trümmern begraben worden.

Aber wie kam Abu Bakar nach Deutschland zu Hitler und durch wen? Diese Frage kann wohl nicht mehr eindeutig geklärt werden. Aber der Schlüssel zu dieser Antwort kann meiner Ansicht nach nur bei Walther Hewel liegen. Hewel lebte bis zum Jahre 1936 auf der Plantage ‚Neglasari Estate‘ bei Garoet (heute: Garut) in Westjava, nicht weit von Bandung entfernt. Hewel war ein großer Freund von klassischer Musik. An mehreren Stellen seines Tagebuches findet man Hinweise dazu. Liegt es da nicht auf der Hand, dass Hewel bei Konzerten auf der von ihm verwalteten Plantage Abu Bakar kennenlernte und nach Deutschland kommen ließ? Denn nur kurze Zeit nach Walther Hewel verließ auch Abu Bakar Niederländisch-Indien mit dem Ziel Deutschland. Wenn Hewel vor seiner Abreise aus Niederländisch-Indien erfuhr, dass Ernst Hanfstaengl geflüchtet war, hätte er noch alle Vorkehrungen für eine Übersiedlung Abu Bakars nach Deutschland treffen können.

Hewel war, wie anscheinend auch Abu Bakar, meist auf dem Obersalzberg. Bei privaten Filmaufnahmen, die Eva Braun dort machte, ist immer wieder Walther Hewel mit Hitler oder Gästen zu sehen. Einen Indonesier habe ich auf diesen Aufnahmen nie entdecken können. Zufall oder wollte man Abu Bakar nicht zeigen? Ein Nicht-Arier und dazu noch ein Mischling in Hitler Nähe? Das wäre doch unerhört gewesen! Andererseits hatte Abu Bakar gegenüber Hanfstaengl auch große Vorteile: Abu Bakar war neutral. Er sprach wohl Niederländisch, konnte aber kaum verstehen, was im ‚Inneren Kreis‘ gesprochen wurde. Nur mit Hewel konnte er sich in seiner Landessprache verständigen.


Nach 1950 kam Abu Bakar wohlbehalten in seine alte Heimat, nach Indonesien, zurück. Reich ist er durch seine musikalische Unterhaltung der Nazi-Elite nicht geworden, aber er war in Bogor durch seinen Aufenthalt in der Umgebung von Hitler hoch geachtet und seine Erzählungen über Hitler und den Obersalzberg wurden in der Nachbarschaft immer gerne gehört.

Text aus: Horst H. Geerken, Hitlers Griff nach Asien. Zwei Bände, Books on Demand, 2015

Montag, 2. Februar 2015

Pierre Garnier – Ein Kinderbuch



I forgot that I have forgotten Pierre Garnier

Ich habe vergessen, dass ich Pierre Garnier vergessen habe

Me olvidé de que he olvidado Pierre Garnier

Je ai oublié que je ai oublié Pierre Garnier


But Pierre Garnier you can not forget

Aber Pierre Garnier kann man nicht vergessen

Pero Pierre Garnier no se puede olvidar

Mais Pierre Garnier vous ne pouvez pas oublier


His thoughts move to the clouds go

Seine Gedanken ziehen in den Wolken dahin

Sus pensamientos se mueven a las nubes van

Ses pensées se déplacent vers les nuages vont


In the clouds appear images

In den Wolken erscheinen Bilder

En las nubes aparecer imágenes

Dans les nuages apparaissent images


A church, a village

Eine Kirche, ein Dorf

Una iglesia, un pueblo

Une église, un village


And behind the Atlantic Ocean

Und dahinter der Atlantische Ozean

Y detrás del Océano Atlántico

Et derrière l'océan Atlantique


Deep blue under black sky

Tiefblau unterm schwarzen Himmel

Azul profundo bajo el cielo negro

Bleu profond sous le ciel noir


Ocean and sky

Ozean und Himmel

Océano y el cielo

Océano y el cielo


Ally two eternities

Verbündete zweier Ewigkeiten

Ally dos eternidades

Ally deux éternités


In one fear

In der einen die Angst

En un miedo

Dans une crainte


In the other, the desire

In der anderen die Sehnsucht

En el otro, el deseo

Dans l'autre, le désir


What if death is dead?

Was passiert, wenn der Tod tot ist?

Y si la muerte está muerto?

Que faire si la mort est mort?


Gold & Sold Artist Production, Pierre Garnier – Ein Kinderbuch. Für Pierre Garnier (9. Januar 1928 – 1. Februar 2014). Veröffentlicht in der Reihe MMM-Extraausgabe Nr. 31, Amsterdam – Berlin 2015 mit 6 Handschriften von Freddy Flores Knistoff sowie 6 Zeichnungen und 12 Sätzen von Hartmut Andryczuk.