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Samstag, 13. September 2014

Programmierung und Meta-Programmierung des menschlichen Biocomputers (3)


21. Ein verbundenes/unverbundenes P0 kann bewußt werden. Das heißt, getrennt von Aktivierungsprozeß. Eine Aktivierung impliziert nicht unbedingt, daß Bewußtsein vorhanden ist. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Bewußtsein und Aktivierung sind zwei getrennte Parameter. Mit anderen Worten, Programme können aktiviert werden und laufen, ohne daß man sich dessen bewußt ist. Und das ist auch gut so, denn sonst müßten wir tatsächlich jeden Schritt den wir in einem x-beliebigen P0 unternehmen. 
22. Ein bewußtgewordenes P0 kann unbewußt werden und verbunden/unverbunden bleiben. Siehe hierzu Punkt 23. 23. Verbinden/Unterbinden, verbunden/unverbunden, Identifikation/Disidentifikation (Gleichmachung/Ungleichmachung), bewußt/unbewußt, kontrollieren/kontrolliert werden, schaffen/zerstören usw. sind Variable, Parameter, die für sich genommen unabhängig, voneinander frei/neben- bzw. untergeordnet sind. Dieser hängt vom Verhältnis ab, das es zu einem selbst und zu jedem anderen P0 hat. 
24. Wird P0 gespeichert, wenn es negativ verstärkt worden ist, wirkt es in seinem Bereich (oder anders ausgedrückt, in seiner Einflußzone) so «als ob es fürs Überleben wichtig sei.» Diese Behauptung stammt direkt aus der Kindheit. 
Wenn man noch ein kleines Kind ist, steckt man den Finger in die Kerzenflamme, schreit vor Schmerz und hat von diesem Moment an bei allem, was man aus dieser Erfahrung selektiert, negative Verstärkung. Man kann im allgemeinen nehmen, was man will - Kerzen, Flammen, Hitze, Licht, die Anwesenden usw.; von da an mißt der kleine Biocomputer, was das Überleben betrifft, einem Teilbereich dieses Programms eine besondere Bedeutung zu. Als Außenstehender kann man nie sicher sagen, zu welchem Programm es gekommen ist, weil das Kind nicht mitteilen kann; man kann es nur aus seinem späteren Verhalten ableiten. 
25. Wird P0 gespeichert, wenn er positiv verstärkt worden ist, wird es in seinem Bereich für alles Lustbetonte/Vergnügliche/Spaßvolle unabdingbar. Am klarsten sieht man das am Phänomen des Sichverliebens: man bekommt von einer anderen Person eine positive Verstärkung, und eventuell wird man, was die sexuelle Befriedigung angeht, ganz von diesem Menschen abhängig, auch wenn das nicht ein sehr phantasievolles Resultat ist. Möglicherweise trifft das Gleiche auch auf die Zeit nach dem ersten Acid-Trip zu, Es wir grandios, und damit ist alles positiv verstärkt worden - man sagt folglich von diesem Moment an, Acid sei eine tolle Sache, ein Sakrament, und du ziehst damit los und versuchst das zu verbreiten und die Idee rüberzukriegen. Es ist der Vertrag mit der Chemie, der einem eine Menge positiver Verstärkung beschert hat, und von dem man möglicherweise nicht mehr wegkommt (da er notwendig ist, um in diesem Gebiet Vergnügen zu erlangen). 
26. P0 kann, wenn es neutral verstärkt worden ist, für die Integration in seinen Einflußsphären wichtig werden. 
27. Hochverstärkte Programme haben die Tendenz zu wiederholter Aktivierung und Anwendung. Wenn man die Unschuld verloren hat, will man weiterhin sexuellen Verkehr haben oder masturbieren oder was auch immer. Diese Programme sind hoch verstärkt, weil sie zufällig mit Systemen zusammenpassen, die in der eingebauten Struktur des ZNS äußerst leicht verstärkt werden. 
28. Ein Programm P0 kann ohne weiteres für lokale Zwecke angewendet werden. Der Begriff Programm bekommt hier Gesellschaft. Für die lokale Anwendung kann ein Programm als etwas Dynamisches/Statisches, als Prozeß/Nicht-Prozeß, als das. was man glaubt/nicht glaubt, definiert werden. Glauben und nicht glauben sind programmatischer Natur, und daran denkt man nur selten. Wenn man an okkulte Mächte nicht glaubt, ist man genauso fest programmiert, wie wenn man daran glaubt. Die gegenseitigen Paarungen lassen sich beliebig fortsetzen: denken/nicht denken, fühlen/nicht fühlen, handeln/nicht handeln, etwas Konzipiertres/Nicht-Konzipiertes, Wesenhaftes/Nicht-Wesenhaftes, null/unendlich, jede x-beliebige Zahl einschließlich realer, imaginärer und Hyperzahlen, Funktion/System/Struktur/Form/Substanz, real/nicht real, wahr/nicht wahr, Simulation/Nicht-Simulation, ob/als ob nicht, usw. Allgemein kann man sagen, daß jedes Konzept, jede Idee von Bedeutung, die hierunter fallen kann, ein Programm ist. Jedes P0 kann nach Belieben und persönlichem Ermessen definiert werden. Erst wenn P0 gestartet ist, kann es angewendet werden, Es handelt sich hier um nichts anderes als um einen Satz von Anweisungen, um selbst anfangen zu können. In der Provinz des Geistes ist das nur ein Teil der Instruktionen zur Navigation und Steuerung. 
29. Jedes psychoaktive chemische Mittel kann als P0 agieren. Es ist wichtig, daß wir Unterscheidungen treffen. die manche Leute gewöhnlich vergessen, wenn sie in den Tank gehen. Es kann vorkommen, daß manche Leute sagen:«Dieser Tank ist wirklich eine tolle Sache», weil sie das Buch, Programming and Metaprogramming in the Human Biocomputer, gelesen haben, und schon wird dem Tank ein Programm aufgedrückt.«Ich werde das gleiche im Tank machen wie John Lilly», sagen einige; und nachdem sie eine Stunde im Tank waren, sagen sie:«Es ist überhaupt nichts gewesen.» Warum hat sich nichts getan? Weil sie dachten, der Tank ist ein ä.R.- Agens mit einem eingebauten Programm, das automatisch aktiviert würde, und vergaßen, daß P0 kreiert werden muß, entweder von einem selbst oder von etwas anderem, daß es gespeichert werden muß. Das Versagen liegt darin, daß das Buch nicht gespeichert wurde. Sie dachten, sie hätten es gespeichert. Man muß ein Buch fünfmal lesen, bis man es gespeichert hat. Aber selbst dann hat man es nicht unbedingt intus. Freilich kann man zurückspulen und sich an manches genau erinnern, aber man kann es nicht aktivieren, weil es kein Programm ist. Ebenso verhält es sich, wenn man das Buch fünfmal liest; man kann P0 effizienter machen; man kann es auch entkräften. Zum Beispiel kann man die Teile in einem Buch, die man nicht mag, entkräften und auf diese Weise anfangen, andere mehr zur Wirkung kommen und dadurch den Kontrast immer stärker werden zu lassen. Wenn P0 stärker wird, können Teile davon die Schwelle zur Anwendbarkeit passieren. Viele vergessen dann, daß sie es nicht gespeichert, nicht verstärkt und nicht bis zu der Schwelle alterniert haben. wo es anwendbar ist. Ein Kochbuch sagt einem. wie man alle Bestandteile zusammenstellt und auf bestimmte Art kombiniert, aber nicht, wie es schmecken wird; die Motivation, das Rezept auszuprobieren, wird nicht gegeben. 
30. Ich0 ist mit P0 identisch. Mit anderen Worten, Ich0 ist man selbst und als solches ein Programm, das im Biocomputer generiert wird. Ebenso ist das i.R-Agens als Ich0, ein Programm. Wenn Ich0 nicht irgendein P0 ist, befindet man sich in einem Seinszustand, den Merell-Wolff «objektloses Bewußtseim» genannt hat. Dort gibt es kein P0 mehr. Sehr wichtig sind die physikalischen Programme, die unser Körper ausführt. Man kann jede Art neurophysiologischer Be ispiele für autorhythmische Programme wählen.
Unser Gehen, Laufen, Sitzen, Stehen, Sprechen stellt automatische Programme dar, die von uns aufgerufen werden können. Sie wiederholen sich laufend; sie sind Bandschleifen, die wir zu Metaprogrammen zusammenstellen können. (Ich möchte darauf hinweisen, daß nichts von alledem Bedeutung hat, solange man es nicht gespeichert hat und reaktivieren kann. Aber wenn man das tut, wird man bemerken, daß alles, was hier gesagt wurde, eine tiefe Wirkung auf den gesamten Biocomputer hat. Wie wenn man einen Stein ins Wasser wirft, gehen von einer Behauptung wie:«P0 kann sich mit P1, P2 oder Pn identifizieren» Wellen aus, «Jedes Programm kann sich mit jedem anderen Programm identifizieren» ist nichtssagend, solange man an sich selbst beobachtet hat, wie es geschieht.) Mit dem Biocomputer hat es viel mehr auf sich. als man sich vorstellen kann. Der bewußte Geist ist nicht fähig, alles außer sich im Bewußtsein zu halten: der Apparat reicht dazu nicht aus. Um effizient operieren zu können, werden 99 Prozent davon unbewußt gemacht; nur was die Aspekte der Selbstprogrammierung, Erfahrung angeht. Wird im Bewußtsein behalten. Die Illusion des freien Willens ist pures weißes Rauschen, das alle möglichen Botschaften enthält: auf lange Sicht gesehen, wählen wir eine fabrizierte Sicherheit inmitten von Unbestimmtheiten.

Zitiert aus John C. Lilly, Die Programmierung der inneren Realität (i.R) und Simulationssphäre. P0 als nützlicher Metaglaube und seine Anwendung.

(John C. Lilly, Das Tiefe Selbst, Basel 1983)

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