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Mittwoch, 16. Oktober 2013

Bengt Emil Johnson

Foto: © Hans Erixon


Die Landschaft hat sich in der Regel langsamer als der Mensch verändert. Dem ist nicht länger so. Verschiedene Eingriffe verwandeln die Biotope, entstellen die Proportionen von ihren Mustern. Was tun wir, wenn inneres Muster und äußere Landschaft für immer sich unterscheiden? 

Es ist Abend geworden: wir sind auf den Berg hochgefahren, um Eulenbruten auszuhorchen. Wir parkieren da, wo sich der Weg verzweigt. Und schon hören wir die Schreie hungriger Waldohreulen aus verschiedenen Richtungen.

Eine Elchkuh äst zehn Meter neben dem Auto, ein Auerhahn bricht los, ein Schnepfenhuhn huscht vorüber. Die Strasse entlang flitzt ein Hase, auf der anderen Seite kommt zwischen den Bäumen ein Rehbock und schlägt Alarm, lange und ausdauernd. 

All dies ereignet sich im Verlauf weniger Minuten – und kommt einem falsch vor: In meinem Muster verbinden sich Warten, Augenblicke der Stille, mit langen Perioden der Ereignislosigkeit. 

Es ist wie eine von einem Spielleiter gestaltete Show, es ist wie Fernsehen. Oder wie an einem Grenzposten, zwischen aufgescheuchten Reisenden, die nicht genau wissen, wie ihre Destination lautet. 

Textpassage aus Zuhause von Bengt Emil Johnson. 
Aus dem Schwedischen übersetzt von Lukas Dettwiler.

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