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Bradley Manning, ein amerikanischer Held |
Vor einigen Tagen machte sich in einem nächtlichen Telefongespräch mit einem Freund ein permanent schmatzendes, surrendes und pfeifendes Geräusch in der Leitung bemerkbar. Paranormale Stimmen oder EVP-Phänomene waren es sicher nicht, aber vielleicht hörte die NSA routinemässig mit. Nachdem das Schmatzen, Pfeifen, Quietschen, Surren und Knarren nach 10 Minuten nicht verschwunden war, entschlossen wir uns zu einem Experiment mit Reizwörtern. Und tatsächlich setzte das Geräusch bei den Wörtern Bombe, Sprengstoff, Chemie-Unfall, Al-Kaida, Waffen oder Uran kurz aus. Ein längerer signifikanter Aussetzer machte sich bei dem Wort Syrien bemerkbar. Also wiederholten wir nach bestimmten Wortketten immer wieder das Wort Syrien. Und siehe da, die längeren Aussetzer blieben jedes Mal nach der Nennung dieses Begriffs. Die letzten 15 Minuten unseres Telefonats unterhielten wir uns über Hosen, also Marken, Material, Preise, Haltbarkeit. Und das Geräusch verschwand vollständig. Vielleicht weiß die NSA ja noch nicht, dass auch ein Gespräch über Hosen codiert sein kann und W34/L34 etwas anderes als Weite und Länge bedeuten kann.
Ein Bekannter schickte mir folgende E-Mail: "Hallo, Edward Snowden wird weltweit gejagt, weil er Geheimdienst-Programme offenlegte, die unsere Bürgerrechte verletzen. Deutschland muss ihm jetzt Zuflucht gewähren – und Hinweisgeber wie ihn per Gesetz schützen! Ich habe gerade einen Appell an Kanzlerin Angela Merkel unterschrieben. Unterzeichne auch Du den Campact-Appell: Beste Grüße, xxx" Dazu schreibt er noch folgendes persönliches Statement: "..ich fände es ABSOLUT BESCHÄMEND, WENN wir diesem jungen Mann, der diese außerordentliche Zivilcourage bewiesen hat, nicht beistehen!" Ich bin irritiert. Warum ist "ABSOLUT BESCHÄMEND, WENN" in Versalien geschrieben worden und warum soll ich mich „SCHÄMEN“, wenn ich nicht unterschreibe? Und warum macht man aus einer allgemein bekannten Sache, die derzeit in jeder bescheuerten Talkshow diskutiert wird, eine persönliche Sache? Ich antworte darauf: "Lieber xxx, Edward kann bei mir für einige Tage wohnen. Du kannst ihm ruhig meine Telefonnummer geben. Liebe Grüße, H." Und natürlich unterschreibe ich die Petition. Warum auch nicht?
Abgesehen davon, dass Edward Snowden bessere Asylmöglichkeiten als Berlin-Friedenau hat (nämlich Venezuela und/oder Nicaragua), ist er derzeit der große amerikanische Held, der Super-Whistle-Blower in der Liga von Julian Assange.
Der wirkliche amerikanische Held ist aber Bradley Manning, der Wikileaks-Informant und ich erinnere mich nicht daran, dass soziale Netzwerke wie Avaaz oder Compact dabei zu Petitionen aufgerufen haben. Bradley Manning verströmt weder Glamour noch Revolutionsromantik. Wie sein Alltag aussah und zum Teil noch aussieht, kann man bei der „Allwissenden Müllhalde“ nachlesen:
„Er musste sich 23 Stunden am Tag in seiner Zelle aufhalten und hatte auch in der restlichen Stunde keinen Zugang zu Nachrichten und aktuellen Informationen. Bettlaken oder Kissen wurden ihm verwehrt. Die Bedingungen entsprachen denen eines Supermax-Gefängnisses mit Isolationshaft, die zu psychischen, kognitiven und körperlichen Schäden führen können. Im März 2011 wurde über seinen Verteidiger David Coombs bekannt, dass Manning ohne Erklärung seine Kleidung abgenommen worden und er gezwungen worden sei, nachts sieben Stunden lang nackt in seiner Zelle auszuharren. Danach habe er nackt vor seiner Zelle antreten müssen. Die gleiche erniedrigende Form der Behandlung werde bis auf weiteres wiederholt. Brian Villiard, ein Sprecher des Gefängnispersonals, bestätigte den Vorfall unter Berufung auf die Gefängnisregeln.Eine schriftliche Beschwerde Mannings selbst über seine Haftbedingungen wurde sechs Monate später abgelehnt.“