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Montag, 24. März 2014

Tschernobyl-Zyklus (1) – Andreas-Evangelium


Auf der griechischen Insel Gavdos hat der Hybriden-Freund Hartmut Geerken den russischen Nuklearphysiker Andreas Amsel-Rabe kennen gelernt, der in der Zeit der Reaktor-Katastrophe in Tschernonyl gearbeitet hat. Geerken bat ihn vor einiger Zeit, seine Geschichte aufzuschreiben. Die wird hier zum ersten Mal im „Daten-Messie“ in sechs Folgen veröffentlicht. Der Tschernobyl-Zyklus wird hier so übernommen, wie er gepostet wurde.
(H.A.)

Ich bin im Jahre 1947 in Berlin geboren von einem russischen Mädchen und einem deutschen Jungen, was zu dieser Zeit und an diesem Ort nicht üblich war. 
Ich träume davon ein deutscher Schriftsteller zu werden, in einer Sprache schreibend, die die Deutschen nicht verstehen. Ich strebe nach meinem Ideal – Hartmut Geerken. Es ist eine Ehre für mich, dass meine Geschichte im deutschsprachigen Raum nicht nur veröffentlicht, sondern dort auch begraben sein wird, so wie auch die Geschichten meines Lehrers.

Андрей Дроздов-Рабе
Andreas Amsel-Rabe

Родился я в 1947 году, в Берлине от русской девушки и немецкого парня, что в то время и в том месте было необычно. Мечтаю стать немецким писателем, пишущем на непонятном для немцев языке. Стремлюсь к моему идеалу - Гиркину Хартмуту. Почту за честь быть не только опубликованным в немецком языковом пространстве но и быть похороненым в нём, как мой учитель.

Андрей Дроздов-Рабе
Andreas Amsel-Rabe 


Tschernobyl, 26. April, im Jahre 1986 n.Chr. 

Das Andreas-Evangelium, 25 Jahre später

Der dritte Engel blies seine Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel; er loderte wie eine Fackel und fiel auf ein Drittel der Flüsse und auf die Quellen. Der Name des Sterns ist Wermut. Ein Drittel des Wassers wurde bitter und viele Menschen starben durch das Wasser, weil es bitter geworden war.
Tschernobyl ist eine winzige, hebräische Siedlung in der Ukraine. Der Name bedeutet aus dem Ukrainischen übersetzt Wermut, das bitterste aller Kräuter. In der Tat wächst dieses Kraut dort sehr verbreitet. Allgemein ist Tschernobyl ein Ort von märchenhafter Schönheit: Kleine Häuschen, die in Gärten ertrinken, sauberes, klares Wasser in den Seen, überall leuchtendes Grün, Frieden und Ruhe. Doch der grosse Stern Wermut ist mit seiner Leuchtkraft nicht genug. In einigen Köpfen wurde die Idee geboren, an diesem paradiesischen Ort einen Atomreaktor mit hoher Leistungskraft zu bauen. Der Reaktor wurde durch die umliegenden Gewässer gekühlt und die Wasser wurden allmählich bitter. Der Reaktor arbeitete und arbeitete, aber die Vorhersehung des weisen Johannes erfüllte sich zur rechten Zeit.
Schwierig zu verstehen, was die Ursache der Tragödie dieser Tage war. Es gab dutzende Gründe, die zusammentrafen und sich aneinanderreihten für die Begegnung mit dem Engel. Ganz Russland befand sich zu dieser Zeit im Schüttelfrost. Das staatliche Kommando konnte keine koordinierten Handlungen vornehmen, die Direktion des Atomkraftwerkes von Tschernobyl verfügte nicht über die notwendige Qualifizierung usw. Im Frühling des Jahres 1986 grub sich auf der Stirn aller an diesem Prozess Beteiligten sichtbar das Siegel des Wahnsinns ein – die Ferse des Engels. Dieser Reaktor war nicht für Explosionen bestimmt, sondern nur für einen langsam gelenkten, stabilen Zustand. Im April fingen die Verantwortlichen jedoch an, den Reaktor mit Versuchen zu foltern, ihm Lebensbedingungen gebend, welche er nicht aushalten konnte. Und er antwortete mit einer Explosion, mit einer Katastrophe und mit dem Ausstoss von radioaktivem Abfall. Hier begann die reine Hölle. Die Angst ging um in den Seelen der Menschen in ganz Europa.
Nach diesem Unfall erschienen Anzeichen für andere Lebensformen des Menschen. Sowie das Atom gespalten war, strahlte von ihm eine gewaltige Energie aus, welche nun schwierig zu bewältigen ist. Diese Energie kann nicht nur erwärmen, sondern auch verbrennen, töten. Vor Tschernobyl war es theoretisch möglich vorauszusehen, wie es bei einem Krieg aussehen könnte. Tschernobyl zeigte mit der Ankunft dieser Kraft im europäischen Haus, in der Familie, im Körper des Europäers, wie so ein Krieg aussehen könnte; ohne jeden Krieg. Wie sollst du dich verhalten, wenn die Organe des Menschen die tödliche Gefahr, welche von der Kernkraft ausgeht, nicht fühlen können? Weder die Augen, noch die Ohren, noch die Haut können sehen, hören und fühlen, dass du bereits tödlich erkrankt bist. 

Und es werden unter uns seltsame Missgeburten und Mutanten geboren. Wie du dich verhalten sollst - diese Frage stellten sich vorher nur Atomwissenschaftler, Ärzte, Soldaten und Offiziere der Armee. Nun stellt sie sich friedlichen Bürgern, Frauen und Kindern.  

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