Auch dabei, wenn Mynona nach Berlin zurück kehrt, die intransitiven Philosophen: Prof. Hiroo Nakamura und Dr. Detlef Thiel |
Die längst fällige Herausgabe seiner Schriften, Briefe und Nachlaßtexte hat Gestalt angenommen. Zu entdecken ist ein Metaphysiker von ungeahnter Tiefe, ein Literatur- und Kulturkritiker von bestürzender Aktualität, ein unerschöpflich genialer Sprachmeister, ein Satiriker und Parodist vom Rang eines Lichtenberg oder Voltaire – der lachende Inszenator des „großen Immanuel Unbekannt”.
Friedlaender/Mynonas philosophischer Denkweg lässt sich in die Formel fassen: Von Schopenhauer und Nietzsche durch Ernst Marcus zu Kant – und über Kant hinaus. Nachhaltig geprägt durch den Altkantianer Marcus (1856-1928), weist er unermüdlich auf Kants Impulse hin: Gesetzesbegriff, Revolutionsprinzip und Vernunftreligion, Weltfrieden, Recht und Freiheit. Solche Forderungen der Vernunft sind aus dem Inneren der Person heraus zu kultivieren, aus der „schöpferischen Indifferenz”, dem „Heliozentrum” als absoluter Mitte zwischen allen Extremen. Das ist der praktische Zweck seines philosophischen Polarismus.
Jedoch konnte Friedlaender/Mynona dem „Ring der Knebelungen”, der sich in der späten Weimarer Republik um ihn schloss, nicht entrinnen. 1933 emigriert er nach Paris, dort stirbt er 1946 in extremer Armut. Die meisten seiner insgesamt 40 Bücher wurden nicht mehr aufgelegt, seine kleineren Texte und seine politischen Stellungnahmen niemals vollständig gesammelt. Über Inhalt und Umfang seines Nachlasses und seines Briefwechsels existierten bestenfalls Legenden. So ist bis heute nicht deutlich geworden, daß er ein aktives Ferment in den Gärungsphasen zahlreicher Diskurse bildete, die mittlerweile oft so bekannt scheinen, daß man es nicht mehr für nötig hält, nachzuforschen, wie sie sich entwickelt haben und von wem sie ausgingen.
(Hartmut Geerken & Detlef Thiel)
Veranstaltung: Mynona/Salomo Friedlaender: Dichter, Parodist, Erzähler und Philosoph
http://www.literaturhaus-berlin.de/unten/programm/langversion/15_nov.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen