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Donnerstag, 29. August 2013

Keine Karten, keine Kränze - und ganz viel Feuilleton

Figur 266, Blatt 242

"Vor drei Jahren noch war ich ein winziger Punkt in einer Punktwolke, reine Mathematik, kein Individuum, das hatte mir gefallen. Jetzt weiß ich nicht mehr. Keiner weiß."

Arbeit und Struktur, 28.3.2013

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Stand: Donnerstag, 29. August, 19 Uhr 39




Samstag, 24. August 2013

Es Peh Deh

Das Wir entscheidet - Reform der Reform jetzt!


Die SPD hat in ihrem Wahlkampf ihre linken Wurzeln wiederentdeckt. Mindestlohn, Reichensteuer light, Steuergerechtigkeit, Bankenregulierung etc. "Das Wir entscheidet". 
Mit den Grünen in der Koalition wird diese Gesellschaft wieder gerechter. Dem Daten-Messie fällt es schwer das zu glauben. Warum sollte ausgerechnet eine Regierung, die noch vor einigen Jahren für eine unsoziale Politik stand und die asozialen Hartz-4-Gesetze erlassen hat, nun eine soziale und gerechtere Wende in dieser Gesellschaft bringen? Und das mit dem Slogan einer Leiharbeitsfirma? 
Die SPD hat einen Kanzlerkandidaten, die niemand als Kanzler wirklich will und den die Mehrheit in dieser Gesellschaft nicht glaubt. Ein Kandidat, der „klare Kante“ redet und den Banken „die Levithen lesen will“. Bankenvorstände, Wirtschaftsverbände und vermutlich auch Hedge-Fond-Manager haben aber bereits schon lange seinen Unterhaltungswert erkannt und ihn seit Jahren gebucht. Peer Steinbrück, Hardliner und Pragmatiker unter Gerhard Schroeder, Freund des unsäglichen Ex-Superministers Wolfgang Clement, will jetzt die Führung in diesem Land übernehmen. Was in der gemeinen Rezeption zu seiner Person als authentisch und ehrlich gilt, ist vielleicht einfach nur undiplomatisch und unklug. Das gewöhnliche und unangenehme Herrenreiter-Gehabe sendungsbewusster Politiker?
Bleiben noch die Grünen als Koalitionspartner. Zu denen hat Jutta Dittfurth in den letzten Jahren die beste Aussage geliefert: „Unsympathischer als die Grünen sind nur noch ihre Wähler.“ Was soll man also dieses Jahr wählen? Am besten nichts? Oder vielleicht etwas Exotisches: Erststimme DKP, Zweitstimme CDU - oder umgekehrt?

Donnerstag, 22. August 2013

bird of gongs



am 15. juni 2006 stand ich um 4 uhr morgens inmitten meiner metallidiofone in meinem garten es war eine wolkenlose nacht der mond war fast voll die geräusche des sees & eines leichten winds hoch fliegende long-distance-flights in verschiedene richtungen ein heller satellit ungewöhnlich schnell von südwesten nach nordosten ab & zu ein lkw auf der entfernten strasse ich warte auf die ersten vogelstimmen insekten fliegen nahe am mikrofon vorbei ich hatte manche gongs so gehängt dass sie vom wind bewegt sich klingend berühren konnten je weiter die zeit fortschreitet desto intensiver werden die vogelstimmen & die gongs  vögel & gongs scheinen sich zu mögen vogelstimmen insistieren auf unterschiedlichen rhythmischen strukturen gongs klingen aus bis zur unhörbarkeit (im gegensatz zu kirchenglocken) es ist so als ob manche vögel vom klang der gongs angezogen würden eine amsel lässt sich keine zwei meter über mir auf einen ast nieder & wird zur solistin (ich erinnere mich dass die nachtigallen plötzlich anfingen laut zu jubilieren als in den bombennächten meine geburtsstadt von lauten detonationen erschüttert wurde)

Hartmut Geerken

Die Edition ist gerade im Hybriden-Verlag erschienen. Heft mit CD und Originalcollage von Hartmut Geerken. Audio-CD (1:01:47). Limitierte Auflage von 25 Exemplaren.

Dienstag, 13. August 2013

Philippe Barcikowski

Philippe Barcikowski (1964 – 2013)


Philippe Barcikowski ist ein Künstler, der ein Einsiedlerleben am Rande von Paris geführt hat und nie in seinem Leben ausgestellt hat. Die Bilder sind ungewöhnlich, irgendwie autistisch und verrückt, auf der Suche nach der perfekten Harmonie. Der Detailreichtum ist ungewöhnlich, ebenso wie die Farbintensität und ihr Nuancenreichtum. Für die Zeitschrift "Vokabelkrieger" werden zum Thema "Risiko" zwei oder drei Arbeiten reproduziert werden, die diese Landschaften zeigen - immer mit einem Straßenkreuzer im Zentrum. Alles in allem sehe ich mir drei Mappen an - Gesichterstudien, Landschaften, Farbkomositionen und immer wieder Fahrzeuge. Verschiedene Automodelle und auch Traktoren oder Baufahrzeuge. Philippe Barcikowski war nach den Worten seiner Schwester Helena anspruchsvoll in seiner Kunst, kompromisslos und unversöhnlich. Trotz ihres Detailreichtums sind diese Bilder seltsam starr und dramatisch, obwohl sie oberflächlich an naive Malerei erinnern. Ein autistischer Henri Rousseau im 21. Jahrhundert? Im Internet findet man noch kaum etwas über Philippe Barcikowski, der in diesem Jahr an der seltenen Krankheit ALS verstarb. Eine Notiz findet sich in einer französischen Galerie. Weitere Ausstellungen sind jetzt geplant. 

http://www.sudouest.fr/2012/11/26/les-oeuvres-atypiques-de-philippe-barcikowski-889796-4171.php

Samstag, 10. August 2013

Kein Auto, keine Beine



Am Hauptbahnhof Hildesheim schrie eine Frau die ganze Zeit eine Gruppe von Taxifahrern an: "Du Arschloch, du blödes Arschloch. Die Frau war amputiert und ihr habt sie nicht mitgemommen." Das Taxi war ein größeres Auto, ein Transporter. Aber wer von dieser Gruppe war gemeint. Der Fahrer? Der Beifahrer? War das ein Krankentransporter? Halbherzig versuchte man die Frau zu beruhigen, aber die brachte sich noch mehr in Rage. "Du blödes Schwein. Die arme Frau hat keine Beine mehr und ihr habt sie nicht mitgenommen." Der Streit drohte zu eskalieren. Kam es jetzt zu Handgreiflichkeiten? Noch einige Male wiederholten sich die Beschimpfungen, immer etwas lauter. Jetzt drohte auch ein Taxifahrer mit Prügel. "Du alte Schlampe. Halt endlich das Maul." Dann wieder die bekannten Ausfälle der Frau: "Fick dich, du dummes Schwein. Die Frau konnte nicht mehr laufen und ihr habt sie dagelassen." Andere aus der Gruppe mussten den Beleidigten zurückhalten, der auf die Frau losgehen wollte. Die Frau war nicht mehr jung und es ist schwer zu sagen, ob sie alkoholisiert, psychisch krank war oder einfach nur Recht hatte. Dann stiegen die Männer ein, der Transporter fuhr fort und die Frau fluchte noch einige Male laut und einsam und machte sich dann auf ihren Weg. Auf dem Parkplatz wurde es wieder still. Viele hatten die Szene neugierig und aufmerksam betrachtet ohne zu verstehen, worum es eigentlich ging.